„James Bond“ Special Edition
Magazin

Inhalt

DER MYTHOS BOND – SO LEBT ER HEUTE FORT

Der süffisante Killer des 20. Jahrhunderts ist passé. Doch seine Wandelbarkeit lässt 007 „Keine Zeit zu sterben“

WIE ALLES BEGANN

So erfand Ex-Geheimagent Ian Fleming James Bond und machte ihn mithilfe von PLAYBOY populär

Der süffisante Killer des 20. Jahrhunderts ist passé. Doch seine Wandelbarkeit lässt 007 „Keine Zeit zu sterben“

DER CLAN HINTER 007

Seit 1961 lenkt die Familie Broccoli Bonds Geschicke

DIE ÄRA SEAN CONNERY

Wie aus dem schottischen Gelegenheitsarbeiter der für alle Zeiten vorbildhafte Kino-Bond wurde

BONDS LIEBLINGSSPIELZEUGE

Die besten 007-Gadgets vom tödlichen Kugelschreiber bis zum handlichen Helikopter

AGENTEN-AUTOS

Die coolsten Dienstwagen der Bond-Geschichte

DIE ÄRA GEORGE LAZENBY

Der Australier und warum sein gefühlvoller Bond heute als der modernste von anno dazumal gilt

TRINKEN WIE 007

Sein Whisky, sein Bier, sein Champagner – und wie man den Bond-Martini namens „Vesper“ zubereitet“

UHRENVERGLEICH

Lieber Worte als Waffen: Wie der Charmeur die Herzen der Bond-Fans eroberte und seinem 007 etwas die Gewalt nahm

DIE ÄRA ROGER MOORE

Lieber Worte als Waffen: Wie der Charmeur die Herzen der Bond-Fans eroberte und seinem 007 etwas die Gewalt nahm

BONDS GIRLS

Die 25 schönsten Gespielinnen des Agenten

SEIN DOUBLE AM STEUER

Mit 007-Stunt-Fahrer Mark Higgins unterwegs in Originalautos

DIE ÄRA TIMOTHY DALTON

Die letzte Zigarette und nur eine Freundin statt vieler Girls: Für Bond fingen mit dem Theaterschauspieler ernstere Zeiten an

DIE FIESESTEN BÖSEWICHTE

007-Gegenspieler, die in Erinnerung bleiben

REISEN AN LEGENDÄRE DREHORTE

Sieben Bond-Film-Schauplätze, die einen Trip wert sind

DIE ÄRA PIERCE BROSNAN

Neue Frauenbilder, neue Feindbilder, neue Filmtechnik: Ein glatter Alleskönner musste ran. Zu glatt, fanden manche Fans

FUN FACTS

Sieben Sachen, die Sie vielleicht noch nicht über 007 wussten

DIE ÄRA DANIEL CRAIG

Mit „Keine Zeit zu sterben“ endet der Dienst des erfolgreichsten 007-Darstellers. Er hat den Agenten menschlich gemacht

DER BOND DER ZUKUNFT

Die wichtigsten Publikumswünsche und Prognosen

Sa., 31.10.2020
Film

Sean Connery: Ein Bond fürs Leben

Als Sean Connery unten im Gesicht schon wesentlich mehr Haare hatte als oben, wurde er noch zum "Sexiest Man of the Century" gewählt, zum Mann mit dem größten Sex-Appeal des Jahrhunderts. Das war 1999, und er war damals schon fast 70. Connery war das beste Beispiel dafür, dass ein Hollywood-Star auch in Würde altern kann. Nun ist er mit 90 Jahren gestorben.

(dpa/mm)

Der britische Sender BBC teilte am Samstag unter Berufung seiner Familie Connerys Ableben mit. Connery sei in seinem Zuhause in Nassau auf den Bahamas gestorben, hieß es. Connery war der erste James-Bond-Darsteller - und für viele Fans auch der beste. Der Schotte spielte den britischen Geheimagenten zwischen 1962 und 1983 sieben mal.

Der deutsche Playboy widmete Connery mehrere Seiten in seiner Sonderausgabe zu "James Bond". Playboy-Autor und Bond-Experte Oliver Noelle schrieb in seinem Porträt über ihn: "Er hat den Geheimagenten Ihrer Majestät zum Leben erweckt. Er ist der ewige Erste. Und seine Charakter-DNA – sein Sarkasmus, seine Härte, sein spitzbübischer Charme wie seine snobistische Coolness – prägen das Bond-Bild bis heute."

Mehr zum Thema: Die Playboy Sonderausgabe "James Bond - alles über den 007-Kult auf über 137 Seiten" können Sie hier bestellen!

In den letzten Jahren seines Lebens hatte sich Sir Sean - so durfte er sich seit dem Ritterschlag durch Königin Elizabeth II. nennen - aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine letzte Filmrolle hatte er 2003 in dem Film "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen". Nur gelegentlich sah man den Rentner danach noch auf Fotos und in Videos, die seine Enkelin Saskia Connery bei Instagram veröffentlichte.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

My favorite people in the world! True love #MooshaAndSeanSean #50years

Ein Beitrag geteilt von Saskia Connery (@saskiaconnery) am

Interviews gab der Charakterkopf mit dem eisgrauen Bart schon lange nicht mehr. Und wer gedacht hatte, dass er in seiner 2008 erschienenen Autobiografie süffisante Anekdoten preisgeben würde, sah sich getäuscht: "Mein Schottland, mein Leben" war vor allem eine Hommage an seine Heimat.

Bevor Connery zur Schauspielerei kam, hatte er als Milchmann und Lkw-Fahrer gearbeitet. Er posierte am Edinburgh College of Art als Aktmodell für Kunststudenten und landete 1953 bei der Wahl zum Mr. Universum auf dem dritten Platz. Außerdem war er ein begabter Fußballer. Eine mögliche Profikarriere lehnte der junge Connery ab, weil er langfristig mehr Potenzial in der Schauspielerei sah.

Er selbst studierte nicht. Die vielen Hinweis auf die schottische Geschichte und Literatur in seinen Memoiren verraten aber deutlich den Stolz des Autodidakten, der sein Wissen selbst erworben hat. Als junger Mann fuhr er jeden Morgen mit dem Fahrrad in die Stadtbücherei, um dort englische Klassiker zu lesen.

Bond-Erfinder Ian Fleming war anfangs gar nicht angetan von dem ungeschliffenen jungen Mann, den die Filmemacher für die Titelrolle in "James Bond jagt Dr. No" auserkoren hatten. Connery, der als Sohn einer Putzfrau und eines Arbeiters 1930 in einem Vorort von Edinburgh geboren wurde, war dem versnobten Fleming nicht mondän genug. "Ich suche Commander Bond und keinen zu groß geratenen Stuntman!", soll Fleming gesagt haben. Doch der Autor ließ sich überzeugen - und gab Bond in seinen Romanen sogar schottische Wurzeln.

Sieben mal schlüpfte Connery in die Rolle des englischen Elite-Killers. Seinen schottischen Akzent mit dem merkwürdig vernuschelten "sch" an Stellen, wo man eigentlich ein "s" erwartet hätte, legte er dabei nie ab. Die unverwechselbare Stimme fehlte natürlich in der deutschen Synchronfassung, doch dem Sprecher Gert Günther Hoffmann (1929-1997) gelang es durchaus, Connerys lässige Selbstbeherrschung rüberzubringen. Sie dürfte seinen Sex-Appeal wesentlich ausgemacht haben.

Sean Connery als James Bond in "Never Say Ever", 1983
Credit: xBORELLOx/xFOTOGRAMMAx

Da Connery nicht auf die Bond-Rolle festgelegt werden wollte, hörte er mit "Man lebt nur zweimal" 1967 auf, nur um dann 1971 für "Diamantenfieber" erneut zurückzukehren. Danach wollte er die Rolle eigentlich nie wieder spielen, drehte dann aber doch noch den ironisch betitelten "Sag Niemals Nie", ein inoffizielles Remake seines eigenen Bond-Films "Feuerball" (1965), das 1983 in Konkurrenz zu Roger Moores "Octopussy" lief.

Der Ur-Bond blieb er immer, für viele auch der beste. Nicht alles, was danach folgte, ist erinnerungswürdig, so trat er 1974 in dem grotesken Science-Fiction-Film "Zardoz" in einem knallroten Badeanzug auf, der den Borat-Mankini vorwegnahm.

Unvergessen bleibt er als Archäologie-besessener Vater von Indiana Jones - dessen Darsteller Harrison Ford nur zwölf Jahre jünger war als er - und natürlich als mittelalterlicher Sherlock Holmes in "Der Name der Rose". Der Franziskanerpater William von Baskerville, der sich der Heiligen Inquisition entgegenstellt, ohne dabei auch nur einmal mehr als unbedingt nötig mit der Augenbraue zu zucken, war in Europa seine erfolgreichste Rolle nach Bond.

Eine der schönsten Szenen des Films ist, wie der junge Novize Adson von Melk (Christian Slater) nach seiner Verführung durch ein junges Mädchen zu seinem Meister William von Baskerville kommt und ihn fragt, ob er schon mal jemanden geliebt habe. "Natürlich", erwidert der: "Aristoteles." Dies aus dem Munde des "Sexiest Man of the Century" - das ist einfach von bestechendem Witz.

Connery wurde in den letzten 20 Jahren seiner Laufbahn vor allem als Lehrmeister und Mentor von Jüngeren gecastet, etwa in "Highlander" mit Christopher Lambert und in "Die Unbestechlichen" mit Kevin Costner. Für seine Nebenrolle in diesem Polizeifilm aus dem Chicago von Al Capone erhielt er 1988 seinen einzigen Oscar. Einige große Rollen ließ er sich entgehen: So lehnte er den Part des Zauberers Gandalf in Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Verfilmung ab, weil sich ihm das Drehbuch nicht erschloss.

Connery (re.) in "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", 2003
Credit: Image courtesy ANGRY FILMS / Ronald Grant Archive / Mary Evans

Die Erhebung in den Adelsstand durch die Queen ließ bis zum Jahr 2000 auf sich warten. Nach seiner festen Überzeugung hatte das damit zu tun, dass er - der Ihrer Majestät als Commander Bond so treue Dienste geleistet hatte - privat eifrig am Zerfall des Vereinigten Königreichs arbeitete: Connery war ein treuer Förderer der Scottish National Party und machte sich für ein unabhängiges Schottland stark.

Andererseits ging seine Vaterlandsliebe auch wieder nicht so weit, dass er dafür schlechtes Golfwetter in Kauf genommen hätte. Den größten Teil des Jahres verbrachte der Erz-Schotte unter südlicher Sonne, weshalb ihn seine politischen Gegner als "Abgeordneten von den Bahamas" verspotteten.

Connery war seit 1975 mit der ein Jahr älteren französischen Malerin Micheline Roquebrune verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit der australischen Schauspielerin Diane Cilento (1933-2011) entstammt sein Sohn Jason, der Regisseur ist. Schlagzeilen in der Klatschpresse hat er selten gemacht. Seine Autobiografie schließt mit dem kurzen Satz: "Ich habe viele gute Zeiten erlebt."

Titelbild: Imago, ZUMAg49_