Mi., 20.01.2021
Kommentar

Showdown in Washington

Foto-Credit: Erin Schaff / Imago

In diesen Minuten blickt die Welt gespannt auf Amerika. Mit der presidential inauguration, der feierlichen Amtseinführung vor dem Kapitol in Washington, beginnt um 12 Uhr Ortszeit die Präsidentschaft von Joseph Robinette Biden Jr. – genannt „Joe“. Der 78-Jährige wird als der 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Gleichzeitig ist mit diesem Festakt sein Vorgänger, US-Präsident Donald Trump, nun ganz offiziell eines: Geschichte.

Mit dem heutigen Tag ist aber auch manch bange Frage verknüpft. Zum Beispiel: Wird die Amtseinführung ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen? Mehr als 20.000 Soldaten der Nationalgarde sollen für die Sicherheit der Veranstaltung garantieren. Und so erscheint Washington in diesen Tagen weniger wie eine fröhliche Partyhauptstadt, sondern gleicht vielmehr einem gewaltigen Militärstützpunkt. Während weltweit „die Achse der Vernünftigen“ auf eine friedliche Amtseinführung hofft und sich auf die musikalischen Darbietungen von Lady Gaga, Bruce Springstein & Co. freut, wetzen viele verbitterte Trumpisten hinter den Kulissen bereits die Messer. So ist damit zu rechnen, dass mit dem ersten Tag der Präsidentschaft Bidens der (Un-)Geist Donald Trumps sowie die Wut seiner Anhänger die Spaltung im Land weiter vorantreiben. Nicht auszuschließen, dass mit dem heutigen 20. Januar 2021 die Kampagne für eine zweite Amtszeit von Donald Trump beginnt.
 
Laut aktuellen Umfragen glauben noch immer 64 Prozent der Republikaner an Wahlbetrug und behaupten weiter unverdrossen, dass ihr Kandidat die Wahl gewonnen habe. Das Hundertfache Wiederholen dieser Unwahrheit (nicht nur von Trump selbst) hat bereits seine zerstörerische Wirkung entfacht. Die brutalen Folgen der Lügen-Propaganda aus dem Weißen Haus wurden am 6. Januar für alle Welt sichtbar: Fünf Menschen starben, als ein rechter, gewaltbereiter und in Teilen bewaffneter Mob das Kapitol stürmte. Bilder, die erschüttern. Und die haften bleiben.

Credit: Imago

Wird es Biden schaffen, das Land zu einen? Oder wird seine Präsidentschaft trotz aller Hoffnungen dazu führen, dass mehr als 300 Millionen Amerikaner auch in den kommenden vier Jahren in zwei Realitäten leben? Und: Wird sich das Gift der alternativen Wahrheiten über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus verbreiten? Nicht zu vergessen: Auch in Deutschland werden im Superwahljahr 2021 – und das nicht nur auf Bundesebene – die Weichen für die Zukunft gestellt.
 
Dennoch: Ich sehe heute mit Zuversicht und Optimismus nach Amerika. Und voller Hoffnung und Freude in die Zukunft.
 
Was erwarten Sie sich von 2021?
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Titelbild: xErinxSchaffxx-xPoolxViaxCnpx