Mi., 09.09.2015
Genuss

So wirken Sie wie ein Weinkenner – auch wenn Sie keiner sind

Wer nichts von Wein versteht, hat es schwer: In Gesellschaft ist das, neben Champagner, das wichtigste Getränk. Nebst Trinken und Schmecken ist es noch viel wichtiger, darüber zu reden: Das ist besser als jeder Small Talk – und Frauen stehen auf Weinkenner! Die wichtigsten Sätze, um sich da nicht zu blamieren.

Um mitreden zu können, braucht man dann doch ein gewisses Basiswissen. Das sind zum einen ein paar Reben: Riesling, Chardonnay, Merlot, Burgunder und Sangiovese. Wenn Wein im Holzfass gelagert wurde, wurde er "ausgebaut". Der Geruch heißt Bukett und wie er beim Schlucken schmeckt, ist der Abgang. Die Gegend, wo er herkommt, ist entscheidend: Ist diese als Bezeichnung geschützt, heißt das etwa in Frankreich Appelation. Von Jahrgängen zu reden sollte man vermeiden – da kann man sich am meisten blamieren.

1. "Der Wein ist mir im Abgang zu holzig"

Ein Satz, der sehr gut auf ambitionierte, schwere Rotweine passt. Denn der Ausbau im Eichenfass wird hier oft übertrieben. Und da der Trend der Weinfreunde inzwischen eher zum Ausbau im Edelstahltank geht, ist das eine durchaus akzeptierte Meinung unter Weinkennern. Wenn er denn im Holzfass war.

2. "Eine schwierige Traube!"

Mit schwierig ist hier nicht das Trinken gemeint, sondern das Machen: Etwa, ob eine Rebe sehr klimaempfindlich ist. Das trifft natürlich nur auf bestimmte Sorten zu: etwa Riesling, Petit Verdot (eine Verschnitttraube im Bordeaux) oder auch Spätburgunder. Bei unkomplzierten Massenreben wie Merlot oder Chardonnay sollte man in der Gesellschaft von Sommeliers oder echten Weinkennern auf diesen Spruch verzichten.

 

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3. "Was für ein duftiges Bukett!"

Wie das Adjektiv "duftig" schon aussagt, hat es mit dem Geruch zu tun. Eine Geschmacksrichtung ist noch nicht mal angedeutet. Kann man tatsächlich eine Note als Nullchecker wahrnehmen, sind Fruchtvergleiche angebracht. Wichtig ist als Weinkenner jedoch, dass man das Glas nicht gleich runterstürzt, sondern erst mal die Nase reinsteckt und ihn ordentlich beschnüffelt. Ein echter Weinkenner arbeitet die halbe Zeit mit der Nase!

4. "Kann es sein, dass der Wein korkt?"

Das ist ein etwas schwieriger Satz. Besser nur fragen, wenn man wirklich einen Misston wahrnimmt. Letztlich ist es ja so, dass ein Wein wirklich korkt oder eben nicht. Aber wenn er nicht gut schmeckt, finden sich bestimmt immer ein paar Zweifler, die Ihnen beipflichten. Und manchmal streiten sich auch echte Weinkenner drüber, ob er denn korkt oder nicht.

5. "Wunderschön, diese Kirchenfenster!"

Diesen Satz dürfen Sie bei schweren Tropfen sagen, die beim Glasschwenken Schlieren an der Glaswand bilden. Diese Schlieren haben mit dem Alkohol- und Restzuckergehalt zu tun, über die Qualität sagen sie wenig aus. Aber viele Weinkenner freuen sich drüber. Machen Sie ihnen die Freude!

Weinsammler vor Weinregal
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6. "Wieviele Parkerpunkte hat der Tropfen wohl?"

Mit diesem Satz werden sicher viele den Weinkenner bei Ihnen vermuten. Denn der Weinpast Rober Parker ist eine anerkannte Größe. Doch Vorsicht, vermimtes Gebiet: Parker und seine Vorliebe für schwere, marmeladige Tropfen sind nicht bei allen angesagt. Wenn Ihre Mittrinker eher wie Naschkatzen wirken, können Sie den Spruch schon mal wagen und so den Kenner mimen.

7. "Also ich finde ihn etwas kurz."

Dabei geht es um bereits erwähnten Abgang: Ist auf der Zunge schon relativ schnell nichts mehr zu schmecken (also nur im vorderen Teil der Zunge), nennt man ihn kurz. Dazu ist es jedoch nötig, dass Sie den Wein auch nicht gleich runterschlucken, sondern ihn die Zunge umspielen lassen und kauen. Dann kauft man Ihnen auch den Weinkenner ab.

8. "Also mir ist er etwas zu warm/kalt."

Dieser Satz stimmt leider sehr oft: Weißweine sind (gerade im Sommer) nicht kalt genug, und auch Rotweine werden zur vermeintlichen Zimmertemperatur ausgeschenkt: Als die Regel mit der Zimmertemperatur aufkam, war es in Wohnräumen wesentlich kühler. Wenn der Wein jedoch zu kalt ist, kommen die Aromen nicht zur Geltung. Und da viele Weinkenner immer was zu meckern haben, wird man Sie für einen typischen Vertreter halten.

Was gibt es bessers als Wein und gutes Essen?
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9. "Welch eine ausgewogene Cuvée!"

Die Cuvée ist die Mischung von mehreren Rebsorten, die vom Winzer oder Winemaker zusammengestellt wird. Bei manchen Weinen (etwa Bordeaux) haben sie da wenig Freiheit und können nur Nuancen verändern. In der Regel sind die Mischer keine Anfänger, und wissen, was sie tun. Vorsicht jedoch: Bei reinsortigen Weinen ist der Spruch völlig fehl am Platz! Das gilt auch für bestimmte Weine von großem Renommée, bei denen nur eine Sorte erlaubt ist (etwa Nebbiolo beim Barolo). Bei Weinen aus der Neuen Welt gelten jedoch fast gar keine Regeln, da können Sie mit dem Satz schon mal den Weinkenner mimen.

10. "Also ich brauch jetzt ein ehrliches Bier!"

Gerade an Gourmettafeln und üppigen Verkostungen nicht unüblich: Ein Bierchen, um die Säure und Trockenheit zu neutralisieren. Gerade Sommeliers schätzen die angenehme Bitterkeit durch den Hopfen, um wieder einen klaren Gaumen zu bekommen. Wenn es Ihnen also zu viel wird, sagen Sie es ruhig und lassen Sie sich ein feines Pils zapfen. Man wird denken: "Oha, der hat zahlreiche Degustationen erlebt, ein echter Weinkenner." Lassen Sie die anderen ruhig in dem Glauben – Prost!

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