Fr., 22.04.2016
Genuss

Welche ist die perfekte Temperatur für Wein?

Ein Alptraum für jeden Weinfreund: In einer lauen Sommernacht ordert man beim vielversprechenden kleinen Italiener einen feinen Chianti Classico. Der Chef nimmt lächelnd die Bestellung auf – und greift dann ins Regal neben dem Pizzaofen und holt ein angestaubtes Fläschchen raus. Hier ist selbst einem Laien klar, dass so der Tropfen nicht schmeckt. Was aber ist die perfekte Temperatur für Wein?

Ganz abgesehen davon, dass man Weine eher dunkel und feucht, also im Keller, lagern sollte, ist klar: Dem Rotwein ist es neben dem Pizzaofen zu warm! Da schmeckt selbst ein Jahrhunderttröpfchen nicht. Zu warmer Wein wirkt banal, schal und billig. Wenn er aber zu kalt ist, kommt er verschlossen und hart daher.

Ja aber, kommt jetzt der Einwand: Rotwein soll doch bei Zimmertemperatur getrunken werden! Stimmt. Aber als man diese Faustregel erfand, existierte noch keine Klimatisierung und keine Zentralheizung: Heute fühlen wir uns bei 22 Grad wohl, für die Menschen damals waren 16 bis 18 Grad normal.

Wein will atmen – und die richtige Temperatur

Daher gilt: Rotwein soll man bei 16 bis 18 Grad servieren. Auch mal eher mit 15 Grad als mit 18 Grad, denn beim Einschenken in die Gläser erwärmt er sich sowieso noch ein wenig. Wie kontrollieren? Natürlich kann man in jede Flasche ein Weinthermometer stecken. Ist aber umständlich. Besser ist es, die Kellertemperatur festzustellen und den Wein gegebenenfalls ein oder zwei Stunden vor dem Trinken in die Stube zu holen.

Da kann er dann – offen – auch schon mal ein bisschen atmen. Ist ein Wein eher gereift und körperbetont, darf er auch 17 oder 18 Grad haben. Junge und fruchtige Rotweine dagegen sollen eher ein bisschen kühler auftreten, also 15 bis 16 Grad. Eine Ausnahme bilden moussierende Rote, wie etwa Lambrusco: Der schmeckt am besten bei 12 bis 14 Grad.

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Je gereifter ein Wein, umso höher die Temperatur

Wie siehts nun beim Weißwein aus? Da ist es ähnlich: Je jünger und simpler, umso kühler. Ältere und fassgelagerte Tropfen schmecken also eher „wärmer", bei 12 bis 14 Grad. Spritzige und fruchtbetonte Weiße dagegen können schon 8 bis 12 Grad vertragen. Das Schöne: Mit einem Weinkühler lassen sie sich runterkühlen und auf konstanter Temperatur halten. Einen Rosé übrigens, der ja nicht nur farblich, sondern auch aromatisch zwischen rot uns weiß liegt, genießt man bei 10 bis 12 Grad.

Temperatur von Champagner: kalt, kälter, ganz kalt....

Richtig runter geht dann die Temperatur bei Sekt und Champagner. Auch hier gilt wieder dasselbe Prinzip zwischen Reife und Temperatur: Gereifte, „weinige" Schaumweine brauchen 8 bis 10 Grad, sehr junge und hochmineralische Tropfen nur 7 bis 9 Grad. Wir raten: Geben sie ihrem Lieblingstropfen eine Chance – stimmt nämlich die Temperatur, kann ein Wein erst zeigen, was er drauf hat.

Titelbild: iStockphoto