Playboy 2022/05

Lebendiger Diskurs

Immer wieder erreichen uns in der Redaktion Zuschriften, wir sollten unser Magazin möglichst frei von politischen Themen halten. Auch mein wöchentlicher Chefredakteurs-Newsletter stößt bei manchem auf Ablehnung. So wird mir schon mal persönlich unterstellt, wir würden unsere Leser „missionieren“ oder hätten die Absicht, sie politisch „erziehen“ zu wollen. Meist mit der Anmerkung versehen, wir würden Meinungsvielfalt verhindern und wären damit auch nur Teil der „Systemmedien“. Dabei ist es genau das, was Playboy seit 50 Jahren in Deutschland auszeichnet: klare Kante zu zeigen, auch wenn das Widerspruch, Kritik und immer häufiger auch Anfeindungen nach sich zieht. In unserer Grundhaltung werden wir aber immer auf der Seite derer stehen, die sich gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt sehen, sei es aufgrund ihrer Herkunft, der Hautfarbe, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung. In unseren Reportagen ist unser Bestreben zu zeigen, was ist. In den Interviews konfrontieren wir unsere Gesprächspartner mit ihren Taten und Gedanken. Und in unseren Kolumnen wie auf unseren Meinungsseiten werben unsere Autoren für ihre Ansichten. Pointiert, angstfrei, subjektiv.

Auch Sex ist politisch. Das war die Überzeugung der sexuellen Revolutionäre, die in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts gegen einengende Moralvorstellungen und für sexuelle Freiheiten kämpften. 1972 kam nicht nur die erste Ausgabe des deutschen Playboy auf den Markt, sondern mit dem Buch „The Joy of Sex“ auch das Manifest der sexuellen Befreiung. Es war das erste Sex-Buch, das keine Ängste schürte, sondern Spaß und Wohlbefinden betonte. 50 Jahre später ist Sex noch immer politisch – und Playboy eine Plattform für gesellschaftlichen Diskurs. Ob Homophobie, Moralismus, Genderstreit, Selbstbestimmtheit, Krieg oder auch MeToo: Die Themen unserer Zeit sind die Debatten im Playboy. Unser ganzes Leben ist politisch. Wie sollte und wollte sich Playboy davon freimachen?

Vor 50 Jahren nahm mit dem deutschen Playboy die sexuelle Revolution Fahrt auf. Und in Stuttgart gründete 1972 ein gewisser Ferdinand Alexander Porsche ein Unternehmen, dessen Produktkreationen heute weltweit gefragt sind. Im Interview verrät Porsche-Design-Chef Roland Heiler (ab Seite 68) in dieser Ausgabe, wie die Marke (ähnlich wie Playboy) zum Klassiker wurde.

Viel Vergnügen mit den Themen der aktuellen Ausgabe. Und schreiben Sie mir gerne, was Ihnen gefallen hat – und was weniger,

Ihr 

Florian Boitin, Chefredakteur