Playboy 2023/11

Mutige Entscheidung

„I kissed a girl and I liked it“, trällert die US-amerikanische Sängerin Katy Perry und eroberte 2008 mit dem Titel weltweit die Charts. Der eingängige Popsong war nicht nur kommerziell ein Riesenerfolg, sondern legte auch den Grundstein für die musikalische Weltkarriere der damals 24-Jährigen. Darüber hinaus berührte der Song ein Tabu. Hier singt eine bekennend heterosexuelle Mainstream-Künstlerin ganz offen von der Erfahrung, ein Mädchen zu küssen. „Ich wurde zu ‚I Kissed A Girl‘ inspiriert, als ich eine Zeitschrift aufschlug und ein Bild von Scarlett Johansson sah. Mein Freund war dabei, und ich sagte zu ihm: ‚Ganz ehrlich, wenn Scarlett Johansson jetzt zur Tür reinkommen und mit mir fummeln wollen würde, dann würde ich mitmachen. Ich hoffe, du findest das okay‘“, sagte Katy Perry später über die Genese des Songs.

Dass lesbische Liebe selbst im Jahr 2023 noch mit Vorurteilen und Vorbehalten behaftet ist, wissen auch Hanna Sökeland und Jessica Huber. Die beiden jungen Frauen hatten sich im letzten Jahr in einer Fernsehsendung kennen- und lieben gelernt und zeigen sich nun innig auf der Titelseite unserer aktuellen Ausgabe. Dieses Foto-Shooting ist aber nicht nur ein bildgewaltiges und hocherotisches Zeugnis der Liebe zweier wunderschöner Frauen. Diese Aufnahmen stellen auch eine echte Premiere dar: Erstmals in der an Höhepunkten nicht armen Historie des Playboy zeigt sich ein bekennend lesbisches Paar auf dem Cover des bedeutendsten Männermagazins der Welt.

Und verbindet mit dieser freizügigen wie mutigen Aktion eine klare Botschaft. So verrät die 28-jährige Jessica Huber meiner Playboy-Kollegin Nina Habres im Interview: „Es soll eine Message an die Leute da draußen sein, dass es einfach komplett normal ist, dass zwei Frauen zusammen sind und eine Beziehung führen.“ Und ihre Partnerin Hanna („Princess Charming“) ergänzt: „Wir waren uns sicher, dass man auf den Bildern sehen wird, welche Emotionen wir teilen und wie vertraut wir sind.“ Und doch rechnen beide auch mit kritischen Reaktionen. So ist sich Hanna sicher, dass wir „immer noch nicht an dem Punkt angelangt sind, an dem es normal ist, dass eine lesbische Frau machen kann, was sie will“. Zwar rede auch die sogenannte queere Community immer von Freiheit, Toleranz und Akzeptanz, verurteile andere aber dennoch für ihr Tun. „Dabei ist das doch meine Entscheidung, wo ich mich ausziehe und wo nicht.“ So ist es.

Ihr

Florian Boitin, PLAYBOY-Chefredakteur