Playboy 2024/06

Wahre Schönheit

Über das Schaffen des deutschen Schriftstellers Heinrich Mann ist vieles bekannt. Beispielhaft für sein Wirken steht „Der Untertan“. Sein berühmtestes Werk, verfasst 1914, ist ein satirischer Roman, in dem Mann mit beißendem Spott die Obrigkeitshörigkeit seines Protagonisten im einstigen Kaiserreich beschreibt. 

Die Lebensgeschichte des fiktiven Opportunisten und Karrieristen Diederich Heßling ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern eine unverhohlene Kritik am autoritären Staat unter dem Regenten Kaiser Wilhelm II.

Weniger bekannt ist über den Schriftsteller, der sich zeitlebens in seinen Schriften gegen bürgerliche Schein- und Doppelmoral stark machte, dass er durchaus ein Faible für das Schöne auf der Welt hatte. So war Heinrich Mann am 5. März 1927 Teil einer prominent besetzten Jury, als diese die 21-jährige Hildegard Kwandt aus Ostpreußen in Berlin zur ersten deutschen Schönheitskönigin krönte. Seit ihren Anfängen hat sich die jährliche Wahl der Miss Germany über die Jahrzehnte zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Bis der Zeitgeist dem Format fast den Garaus machte. Auf die Frage, ob Schönheitswettbewerbe heute noch zeitgemäß oder nicht vielleicht sogar diskriminierend seien, antworteten die Veranstalter mit einer Anpassung der Auswahl- und Gewinnerkriterien. Äußere Schönheit allein reicht heute nicht mehr aus, um die Siegerschärpe angelegt zu bekommen. Die Miss Germany 2024 muss „innerlich schön“, beruflich erfolgreich, sozial engagiert und überhaupt eine „inspirierende Persönlichkeit sein“, wie es Organisator Max Klemmer beschreibt. Im allerbesten Fall kann die Gewinnerin sogar einen Migrationshintergrund vorweisen, so wie die aktuelle Titelträgerin, die im Iran geborene Apameh Schönauer. 

Seit mehr als 50 Jahren wählen hierzulande die Leser und Leserinnen des Playboy die Jahresschönste und küren durch ihre Stimmabgabe die Playmate des Jahres. Welche der zwölf Kandidatinnen diesmal das große Leservoting gewinnen konnte, erfahren Sie in unserem fulminanten Final-Shooting ab Seite 32.

Dass eine Schönheitswahl auch im Jahr 2024 eine prima Sache und weder diskriminierend noch frauenfeindlich ist, beweist nicht nur die große Resonanz auf unsere Wahl. Noch viel wichtiger ist: Offizielle Schönheitswahlen finden nur dort statt, wo Menschen in Freiheit leben – und Frauen selbst darüber entscheiden können, wie sie ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrnehmen. 

Die „Playmate des Jahres“-Wahl – ein so faszinierender wie feministischer Akt!

Ihr

Florian Boitin, Playboy-Chefredakteur