Do., 02.06.2016
Sport

Amerikas Superstar: Alles, was Sie über den Super Bowl wissen müssen

Amerika, das Land der Superlative. Amerika, das Land der Cola, des Raps und natürlich des Football: In keiner anderen Nation ist diese Sportart populärer und nirgends wird sie so zelebriert. Wir erklären Ihnen die Faszination Super Bowl.

Traditionsgemäß rastet an jedem ersten Sonntag im Februar ganz Amerika aus. Gestresste Ehefrauen tätigen Großeinkäufe, um eine Horde Männer im Wohnzimmer standesgemäß zu bewirten. Aufgeregte Ehemänner kleiden ihr Wohnzimmer in Stars und Stripes und Teenies bereiten sich auf das Konzert ihrer Stars vor – am Super Bowl Wochenende denkt ganz Amerika an nichts anderes außer an Football. Denn der Super Bowl gehört zu Amerika wie die Freiheitsstatue und die Unabhängigkeitserklärung – und das, obwohl seine Geschichte nicht unwesentlich später beginnt.

Der Super Bowl: Fakten, Fakten, Fakten

Der Super Bowl ist das Finale der American-Football-Profiliga, in dem seit 1967 die jeweiligen Gewinner der National Football Liga (NFL) und der American Football Liga (AFL) antreten. Von 1967 bis 1970 hieß der Super Bowl jedoch zunächst AFL-NFL World Championship Game, bevor das Finale nach der Fusion der beiden Ligen AFL und NFL zum Super Bowl umbenannt wurde.

Der Austragungsort des Super Bowls variiert jährlich. Teams und Städte können sich bewerben und erhalten drei bis fünf Jahre im Voraus den Zuschlag. Dieses Prozedere ist mit dafür verantwortlich, das noch nie ein Team den Super Bowl vor eigenem Publikum spielen konnte. Alljährlich treten hier die besten amerikanischen Football Teams an, um den Siegerpokal – die Vince Lombardi Trophy – zu gewinnen. Der Name der Trophy stammt vom Trainer der Green Bay Packers, der ersten Mannschaft, die den Super Bowl gewann.

Die Super-Bowl-Trophy ist 25.000 Dollar wert

Schon an der Trophy zeigt sich der enorme Aufwand, der um den Super Bowl betrieben wird – denn während vergleichbare Pokale Wanderpokale sind, wird die Vince-Lombardi-Trophy alljährlich von Tiffany für 25.000 Dollar angefertigt. Damit haben die drei besten Super Bowl Gewinner der Geschichte die Pittsburgh Steelers, die San Fransisco 49ers und die Dallas Cowboys Super-Bowl-Pokale im Wert von 125.000 Dollar im Schrank stehen, denn jeder von ihnen kann fünf Siege auf seinem Konto verbuchen.

Zur Vince-Lombardi-Trophy erhält das Gewinnerteam 150 Ringe aus Gold verziert mit Diamanten im Wert von jeweils 5000 Dollar. Außerdem wird nach Ende des Spiels der erfolgreichste Spieler mit der Pete-Rozelle-Trophy geehrt. Erfolgreichster Super-Bowl-Teilnehmer ist Mike Woicik. Dem Konditionstrainer gelang es, den Super Bowl sechsmal zu gewinnen – dreimal mit den Dallas Cowboys und dreimal mit den New York Patriots. Erfolgreichster Spieler ist Charles Haley, dem fünf Siege mit den San Fransisco 49ers gelangen.

Furiose Finals beim Super Bowl

Im sechsten Jahr des Super Bowls gelang den Miami Dolphins ein Riesenerfolg: Das Team um den Runnigback Jake Scott schaffte es, den Super Bowl ohne eine vorausgegangene Niederlage für sich zu entscheiden. Mit einer Bilanz von 19 zu null Siegen gelang ihnen damit die „Pefect Season“, die seitdem kein anderes Team mehr schaffte.

Sechs Jahre später ein weiterer großartiger Moment des Super Bowls: die Pittsburgh Steelers stehen im Finale gegen die Dallas Cowboys. Das Spiel geht als das hochkarätigste Super Bowl Match in die Geschichte ein. Auf dem Platz stehen 14 Spieler, die später in die Pro Football Hall of Fame aufgenommen werden, darunter Größen wie Bradshaw oder White.

Die Rekorde beim Super Bowl

Während das Finale von 1979 mit großen Namen glänzte, brillierte das von 2001 mit Rekorden: Insgesamt 11 Rekorde wurde in der Partie zwischen den Baltimore Ravens und den New York Giants aufgestellt, darunter die kürzeste Zeit für drei Touchdowns (36 Sekunden) und die meisten Pants. Nicht ganz so glorreich war das Finale 1994, als sich die Dallas Cowboys und die Buffalo Bills gegenüberstanden: Es war das erste Mal, das bei zwei aufeinanderfolgenden Super Bowls die gleichen Teams um den Titel kämpften.

Doch was für die Bills eine Revanche für die Niederlage von 1993 werden sollte, endete in einer Blamage: die Bills scheiterten zum vierten Mal in Folge. Kleines Trostpflaster: Steve Christie, Kicker der Bills, erzielte aus 54 Yards Entfernung das bis heute längste Field Goal der Super Bowl Geschichte.

Doch ein Moment steht für eingefleischte Super Bowl Fans über allem: Im Finale 1999 stehen sich die St.Louis Rams und die Tennesse Titans gegenüber. Das Spiel ist bis zum Ende hochspannend, beide Mannschaften schenken sich nichts. Der letzte Angriff läuft, dann tackelt der Linebacker Mike Jones den angreifenden Dyson in der letzten Minute und verhilft damit den St. Louis Rams zum Sieg des Super Bowls. So knapp war es noch nie!

90 Millionen Amerikaner schauen die Super-Bowl-Übertragung

Der Super Bowl ist das größte Einzelsportereignis der Welt. In den USA bricht die Übertragung des Super Bowls alljährlich sämtliche Zuschauerrekorde. Acht der zehn erfolgreichsten US-Ausstrahlungen im TV sind Super Bowls. Im Durchschnitt schauen in den USA bis zu 90 Millionen Zuschauer die Übertragung, in der Spitze sind es 140 Millionen und weltweit 960 Millionen.

Dass dabei etwas mehr geboten werden muss, als ein bisschen Football, steht außer Frage: Deshalb treten in der Halbzeitpause amerikanische Superstars auf. Von James Brown bis hin zu Janet Jackson und Justin Timberlake. 2004 wurde bei Janet Jacksons Auftritt der „Nippelgate-Skandal" geboren, seitdem wird jedes Livereignis mit zwei Sekunden Verspätung gezeigt, um dergleichen zu verhindern.

Doch nicht nur Janet Jackson patze. 2011 wurde Christina Aguilera die Ehre zuteil, die Nationalhymne zu singen – sie vergaß eine Zeile und kann sich jetzt zusammen mit Sarah Connor in Grund und Boden schämen. Die Auftritte der Stars locken aber nicht nur Millionen Bürger vor den Fernseher, sondern gleich auch eine ganze Industrie, die sich die Finger reibt: die Werbebranche.

Wo erreicht man schließlich mit nur einen Spot fast ein Sechstel der Weltbevölkerung? Und was macht es da schon, wenn 30 Sekunden für einen Spot drei Millionen Dollar kosten – eben gar nichts. So wundert es nicht, dass die gezeigten Werbespots oft selbst Meisterwerke sind und in die Geschichte eingehen. Wie zum Beispiel der Werbespot für den ersten Macintosh von Apple. Jetzt ist Apple fast so berühmt wie der Super Bowl, aber auch nur fast.

Titelbild: IMAGO / Schüler