Ein Engel in Sin City


Als die Show ihren Höhepunkt erreicht, hängt Anton Engel in zehn Meter Höhe kopfunter an einem Seil. Unter ihm sitzen rund 500 Frauen, die Blicke auf ihn gerichtet, im Scheinwerferlicht sehen sie die Konturen seiner Muskeln. Engel spannt den Bizeps an, zieht behutsam seine Tanzpartnerin nach oben, dann drehen sie sich am Seil um die eigene Achse. Langsam, dann schneller. Eine Nummer wie aus dem Cirque du Soleil. Mit dem Unterschied, dass Anton Engel dabei nichts trägt als einen Slip – und das Publikum unter ihm mächtig abgeht.
Einige Frauen schreien vor Begeisterung, andere klatschen jubelnd Beifall, auf den Sitzen hält es manche schon lange nicht mehr. Seit gut einer Stunde tanzt Engel mit seiner Truppe vor ihnen. Es gab Lapdances direkt am Sitzplatz, bunte Cocktails an den Tischen, es regnete pinke Fake-Dollars von der Decke, es wurde lauter und wilder.
Kurz vor der Seil-Nummer versuchte eine Zuschauerin sogar, auf die Bühne zu klettern. Etwas unbeholfen wollte sie sich hochziehen, sie wirkte betrunken. Ein Security-Mann ergriff sie an den Schultern und führte sie nach draußen. Mindestens 60 Dollar pro Kopf haben die Zuschauerinnen hier im „Sahara“-Hotel bezahlt, um die „Magic Mike Live“-Show zu erleben. Sie wirken nicht, als würden sie es bereuen.