„Ich hatte pure Wildheit in mir“
Die Romane von T. C. Boyle – zuletzt „No Way Home“, den er gerade auf Deutschland-Lesetour zusammen mit dem Schauspieler Ben Becker vorgestellt hat – sind voller extremer Charaktere und extremer Situationen. Beim Video-Call in seinem Haus in Montecito in Kalifornien hingegen verströmt der 77-Jährige die pure Gemütsruhe und lässt sich auch vom hartnäckigen Husten, den er sich jüngst bei seinen Enkelkindern eingefangen hat, nicht aus der Fassung bringen. Nur bei manchen Themen blitzt Boyles rebellischer Geist auf, der ihn, wie er gleich erklären wird, in jungen Jahren fast sogar das Leben gekostet hätte ...
In Ihrem neuen Buch schildern Sie die obsessive Liebe zweier Männer zu einer eigenwilligen Frau. Können wir Männer eigentlich Frauen verstehen?
Ich bin kein Psychologe, und meine Erfahrungen sind begrenzt, weil ich, seit ich 21 war, einer einzigen Frau diene. Aber als Autor kann ich aus allen Perspektiven schreiben – aller Geschlechter, aller Altersgruppen. Deshalb bin ich besonders stolz auf „San Miguel“, eine Geschichte, die ich vor knapp 15 Jahren aus den Blickwinkeln dreier Frauen erzählt habe. Es war recht schwierig, aber jeder Künstler braucht ja Herausforderungen.
Die Protagonistin in „No Way Home“ ist recht manipulativ gegenüber ihren Männern …
Klar ist sie das. Aber wer ist das nicht?
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