„Wenn du ein Vorbild sein möchtest, musst du dich demaskieren“

Fachfrau: Lena Cassel präsentiert für Prime Video die Highlightshow der Champions League, moderiert die Bundesliga bei Dazn und ist Moderatorin des Podcasts Fussball MML Daily
Credit: Marius Knieling
Fachfrau: Lena Cassel präsentiert für Prime Video die Highlightshow der Champions League, moderiert die Bundesliga bei Dazn und ist Moderatorin des Podcasts Fussball MML Daily
Credit: Marius Knieling

In ihrem Buch „Aufstiegskampf: Vom Seitenrand in die Primetime“ erzählt Moderatorin Lena Cassel eindrucksvoll von ihrer Kindheit auf dem Bolzplatz, dem steinigen Weg in die Primetime und den strukturellen Hürden im Frauenfußball. Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Sichtbarkeit – und darüber, warum echte Veränderung auch Männer braucht.

Von: David Holzner
09.05.25
Alle Artikel

Frau Cassel, Sie präsentieren für Prime Video die Highlightshow der Champions League, moderieren die Bundesliga bei Dazn, sind Moderatorin des Podcasts Fussball MML Daily – und jetzt auch Autorin: in Ihrem Buch erzählen Sie auf schonungslose Weise von Ihrem Werdegang – von der Kindheit bis zur Moderation einer Primetime-Show. War es eine Herausforderung, diese Geschichte zu Papier zu bringen?

Es war auf jeden Fall ein Art Selbstreflexion – ein fast therapeutischer Prozess. Ich musste mich mit Gefühlen auseinandersetzen, die ich lange verdrängt hatte. Gleichzeitig war es spannend zu sehen, welche Erinnerungen plötzlich in mir hochkamen, als ich darüber nachdachte, was mich in meinem Leben geprägt hat. Ich habe gemerkt, dass viele kleine Episoden aus meiner Kindheit und Jugend einen größeren Einfluss auf mich hatten, als ich dachte.

Was waren das für Geschichten?

Zum Beispiel mein erstes Tor in der Jugendmannschaft – ein Weitschuss, den mein Opa mit einem Fünfziger belohnt hat. Für mich als Kind, das in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist, war das unfassbar viel Geld. Aber darum ging es gar nicht. Es war das erste Mal, dass ich gemerkt habe: Der Fußball kann mir etwas geben. In diesem Fall war es Geld, aber für mich war es Anerkennung. Ich habe etwas geleistet und wurde gesehen. Außerdem war es das erste und einzige Mal, dass ich mit Fußball Geld verdient habe – dabei habe ich sogar in der dritten Liga gespielt.

Ihr Großvater wurde dann ein weiteres Mal zu einem wichtigen Investor Ihrer Karriere.

Stimmt. Als ich Anfang 20 war, wollte Fortuna Köln mich verpflichten. Allerdings forderte mein damaliger Verein, der SV Allner-Bödingen, eine Ablöse von 500 Euro. Fortuna wollte dafür nicht aufkommen. Ich war also dazu gezwungen mich selbst zu kaufen. Für eine Studentin mit Anfang 20 ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Zum Glück hat mein Opa weiter in meine Aktie investiert (lacht).