Verkleiden an Halloween: Machen Mottos Partys wirklich besser?
Nina Habres, Playboy-Redakteurin findet: Wer sich für Motto-Partys nicht zu schade ist, zeigt, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt
Kennen Sie die eine Person, die das Motto auf Motto-Partys immer ein bisschen zu ernst nimmt? Die bin ich. Als Freunde von mir letztes Halloween eingeladen hatten, habe ich zwischen hotten Leo-Kätzchen, Pamela Anderson in „Barb Wire“ und gegelten Geheimagenten meine Katzen gestreichelt. Die waren zwar nur aus Plüsch, spielten aber eine Hauptrolle bei meinem Kostüm: Als „Crazy Cat Lady“ kam ich mit grauer Perücke, Fake-Brille, Perlenkette und Bademantel, in meinem Gesicht Klebe-Tattos von tiefen Kratzern, auf meinem Arm vier getigerte Kuschelkätzchen.
Geliehen habe ich den Look von meiner Schwester, deren Keller einem Kostümfundus gleicht, weil sie, seit ich denken kann, die besten Motto-Partys überhaupt schmeißt. Wie die zu ihrem jüngsten Geburtstag: Jeder sollte sich ein Kostüm überlegen, das mit dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens beginnt. Weil Ninja zu einfach gewesen wäre, kam ich als Nerd. Von jedem Look gibt’s Fotos, über die wir bis heute lachen. Und als ich einige ihrer Freunde auf einer späteren Party wieder getroffen habe, wusste ich den Vornamen zwar nicht mehr genau, stand aber trotzdem nicht blank da: Du warst Hulk Hogan, oder? Und du der Bauarbeiter. Zack, schon hat man da angeknüpft, wo man bei der vergangenen Party aufgehört hat, trinkt und lacht zusammen, als würde man sich schon ewig kennen.
Wer sich für Motto-Partys nicht zu schade ist, zeigt, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt, sich auf Neues einlassen kann, es aushält, wenn ein Scherz mal auf seine Kosten geht – und vor allem: dass er nicht völlig uninspiriert, humorfrei und einfallslos durchs Leben geht. Wenn man mich fragt, alles Eigenschaften, die Gäste einer guten Party brauchen.
Alexander Neumann-Delbarre, Playboy-Reporter, findet: Motto-Partys sind der Rettungsanker hoffnungslos langweiliger Menschen mit langweiligen Freunden
Bei der ersten und letzten Motto-Party meines Lebens habe ich mich komplett zum Deppen gemacht. Bad Taste hatte die Gastgeberin auf die Einladung geschrieben. Ich nahm das ernst. Erinnern sie sich an Christian Ulmens Figur Uwe Wöllner? Ich sah aus wie der Bruder, für den selbst Uwe sich schämt. Es ist eigentlich ein Wunder, dass die Polizei mich auf dem Weg zur Party nicht aufhielt. Alles an mir – Brille, Kappe, die zur Brust hochgezogene Hose – deutete darauf hin, dass ich in einem Kellerverlies Hundewelpen folterte. Leider hatten die anderen Partygäste das Motto nicht ganz so ernst genommen. Zwei, drei Nerdbrillen waren zu sehen, ein paar bunte Perücken. Ich dagegen sah so schlimm aus, die Leute lachten nicht einmal. Eher schienen sie sich für mich zu schämen. Ich ging früh heim.
Heute glaube ich: Motto-Partys sind der Rettungsanker hoffnungslos langweiliger Menschen, die hoffnungslos langweilige Freunde haben. Leider scheinen solche Feste momentan trotzdem immer populärer zu werden. Natürlich nicht, weil ein Motto zu einer besseren Party führt, aber halt zu besseren Instagram-Fotos. Es ist ja so: Wer sich verkleiden muss, um eine Small-Talk-Eröffnung auf einer Feier hinzukriegen oder erst im Schutz einer Freddy-Krüger-Maske so richtig die Sau rauslassen kann, sollte besser zu Hause bleiben. Die Menschen machen die Party. Und wenn diese Menschen Kostüme brauchen, um halbwegs interessant zu erscheinen, ist die Sache ohnehin schon gelaufen. Wenn Keith Richards, Frank Sinatra, Oscar Wilde oder Lemmy Kilmister feiern gingen, dann als sie selbst. Aber wissen Sie, wer gern als Shrek kommt? Markus Söder. Entscheiden Sie selbst, mit wem Sie lieber feiern möchten.