„Keiner mag uns – scheißegal!“: Ein Besuch beim Millwall FC, dem letzten Club für harte Jungs

Ein Mann im Stadion hebt sein schwarzes T-Shirt hoch und zeigt ein großflächiges Rücken-Tattoo. Das Motiv zeigt zwei brüllende Löwen, den Schriftzug ‚The Den‘ sowie eine detailreiche Darstellung des Stadions des Millwall FC
Liebe, die unter die Haut geht: Die Fans des Millwall FC sind englandweit berühmt berüchtigt – wir haben einen Spieltag mit ihnen verbracht
Credit: Greg Funnell
Ein Mann im Stadion hebt sein schwarzes T-Shirt hoch und zeigt ein großflächiges Rücken-Tattoo. Das Motiv zeigt zwei brüllende Löwen, den Schriftzug ‚The Den‘ sowie eine detailreiche Darstellung des Stadions des Millwall FC
Liebe, die unter die Haut geht: Die Fans des Millwall FC sind englandweit berühmt berüchtigt – wir haben einen Spieltag mit ihnen verbracht
Credit: Greg Funnell

Der Londoner Zweitligist Millwall FC lockte früher Hooligans an. Heute ist der Club eine Heimat für harte Typen, die den Glamour-Tendenzen im Fußball gerne mal den Mittelfinger zeigen. Ein Besuch beim vielleicht letzten wahren Arbeiterverein.

Playboy Redaktion
Von: Playboy Redaktion
17.08.25
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„Fucking wankers!“ Dem Kerl neben mir platzt der Kragen. Er krakeelt aufs Spielfeld, formt seine Hand zu einem Griff, als würde sie etwas fest umgreifen und dann ruckartig vor- und zurückziehen. Man braucht nicht viel Fantasie, um diese Abwedelgeste zu entschlüsseln. Es ist eine von englischen Fußballfans intensiv genutzte Beleidigung. Und hier, im Stadion des Millwall FC, wird diese Schmähung so hingebungsvoll zelebriert wie andernorts eine La-Ola-Welle.

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Ich sitze in der Cold Blow Lane, der Tribüne hinter dem Tor im Stadion The Den, Millwalls Heimstätte im Südosten von London. Wir führen 1 : 0 gegen Swansea City an diesem Samstagnachmittag. Es ist das letzte Heimspiel der vergangenen Zweitliga-Saison. Ein Sieg – und wir hätten die theoretische Chance, noch die Play-offs um den Aufstieg in die Premier League zu erreichen. Für ein Mittelfeld-Team wie Millwall wäre das eine Sensation.

Im The Den gelten besondere Gepflogenheiten: Zuletzt pfiffen die Fans die eigene Lichtershow aus – man lässt sich eben nicht gerne was von oben verordnen
Credit: Greg Funnell

Leider gehen den Lions in den silberblauen Trikots die Kräfte aus. Sie versuchen, sich mit taktischen Fouls zu helfen, mit Schwalben, mit Bällen, die sie unters Stadiondach dreschen. Und je nervöser das Den, desto heftiger die Beschimpfungen. Gegen Schiedsrichter, gegnerische Spieler, Gästefans oder die Fußballgötter, die sich mal wieder gegen Millwall verschworen haben. Sie alle sind: „Fucking wankers!“ 

Millwall ist nicht woke, chic, glamourös oder erfolgreich - und trotzdem ein popkulturelles Phänomen

Der Schreihals neben mir, ein schwerer Mann mit polierter Glatze, breitet seine Arme aus, als wollte er das gesamte Stadion fest drücken. Dann grölt er los, Tausende weitere Fans stimmen mit ein und singen zur Melodie des Rod-Stewart-Evergreens „Sailing“: „No one likes us, no one likes, nooooooo one likes us, we don’t care, we are Millwall, super Millwall, we are Millwall from the Den!“ Willkommen beim meistgehassten und zugleich widersprüchlichsten Club Englands. Der größte kleine Verein der Welt, wie wir Fans sagen. Hier können noch Kerle, die sich der Working Class zurechnen, am Wochenende Dampf ablassen.