„Wir waren Freaks, die ein Wunder brauchten“


Mittagszeit in der „Lanterna di Vittorio“, einem kleinen italienischen Restaurant in der MacDougal Street in New York. Die Straße im Greenwich Village ist historisches Pflaster, hier startete der Teenager Steven Van Zandt, den die Rockwelt als „Little Steven“ kennenlernen sollte, mit seinem Kumpel Bruce Springsteen vor 60 Jahren seine Musikkarriere. Vor 50 Jahren, im Juli 1975, wurde er Teil von dessen E Street Band. Den berühmten Hippie-Look von damals trägt der 74-Jährige noch immer: Stoffhose, buntes Hemd, Bandana. Ab dem 14. Mai werden Steven, Bruce und die Band wieder durch Europa touren und im Juni drei Konzerte in Deutschland spielen, wo Van Zandt einst beschloss, seine Musik mit politischen Botschaften zu verbinden. Es gibt also viel zu besprechen …
Mister Van Zandt, Sie gelten als einer der politischsten Rockmusiker der USA. Wie geht es Ihnen im neuen Trump-Amerika?
Um ehrlich zu sein: Ich schaue keine politischen Nachrichten mehr, I am retired (grinst). Ironischerweise war der Tag von Trumps Amtseinführung aber ein sehr guter Tag für mich. Nach beinahe 50 Jahren im Gefängnis wurde der indigene Aktivist Leonard Peltier von Joe Biden begnadigt. Peltier war ein politischer Gefangener, der Mitte der 1970er-Jahre zwei FBI-Beamte erschossen haben soll, wofür es nie den Hauch eines Beweises gab. Seit 37 Jahren bemühe ich mich um seine Freilassung, ich habe bei sechs Präsidenten vorgesprochen, immer vergebens. Peltier ist jetzt 80 Jahre alt und sehr krank, sie haben ihm sein ganzes Leben genommen. Für mich das größte Fehlurteil in der Geschichte der amerikanischen Justiz.