Es war ein Satz, der am Montagabend auf RTL fiel und nicht nur die Zuschauer vor dem Bildschirm sprachlos zurückließ: Nachdem bereits seit Beginn der 15. Staffel des Dschungelcamps 2022 Spannungen zwischen unserem Coverstar Linda Nobat und Mitcamperin Janina Youssefian deutlich spürbar waren, eskalierte die Situation dann. Im Streit entgegnete Janina plötzlich: „Geh doch in Busch wieder zurück, wo du hingehörst.“ Eine Aussage, die für Linda nicht entschuldbar ist – und die der Sender als rassistisch bewertet. Die Konsequenz folgte direkt: Noch in der selben Folge schmiss RTL das Model, die vor allem durch ihre Affäre mit Pop-Titan Dieter Bohlen bekannt wurde, raus.
Es ist ein Fall, der unter Beweis stellt, dass Rassimus noch immer in unserer Gesellschaft verankert ist. Und der unter anderem der Grund ist, warum sich Linda Nobat stark gegen Rassismus macht – auch mit ihrem Cover-Shooting für unsere Februar-Ausgabe. Auch in verschiedenen Interviews mit uns unterstreicht sie diesen Gedanken. Wir fassen ihre wichtigsten Botschaften, die sie uns gegenüber äußerte – nicht nur aus aktuellem Anlass – noch einmal zusammen.
1. Botschaft von Coverstar Linda Nobat gegen Rassismus: Jeder kann sich gegen Rassismus engagieren
In unserer Fragerunde auf Instagram wurde Linda gefragt, was man selbst gegen Rassismus tun kann: „Das ist ein ganz, ganz tolles Thema“, entgegnete sie darauf. “Man kann sich in so vielen verschieden Formen engagieren – gerade was die Bildung Zuhause betrifft. Wenn man Kinder hat, kann man ihnen die Sensibilität dafür mitgeben, was es für andere Kinder bedeutet, rassistisch angegriffen zu werden. Das ist eine Form, in der man sich engagieren könnte. Was auch super wichtig ist: Wenn ich über Rassismus spreche, wird mir weniger zugehört, weil ich betroffen bin, als den Menschen, die nicht betroffen sind – die es aber trotzdem verstehen und darüber berichten können. Heißt: Wenn du weißt, dass etwas aufgrund von Rassismus schlecht gelaufen ist, dann macht den Mund auf!"
Über eigene Rassismus-Erfahrungen im Vorfeld des Dschungelcamps 2022 erzählt sie: „Ich kann jetzt nicht über DAS Erlebnis sprechen, dafür sind es einfach viel zu viele, die mir in Erinnerung kommen – und wir wollen ja keine bösen Geister wecken. Mir sind gerade im jungen Alter Dinge passiert, die mir total viel verbaut haben, bei denen ich mir heute denke: Wow, daran hat es gelegen? Ich war zum Beispiel schlecht in Schulfächern, in denen ich eigentlich mega gut bin. Einfach nur, weil ich gespürt habe, dass jemand mich aufgrund meiner Hautfarbe nicht mag. Das ist schon hardcore. Gerade, wenn man gut ist, aber das Gefühl vermittelt bekommt, dass man es nicht ist. Das ist schon heavy, gerade in Bezug auf die Lehrer – ich könnte jetzt ganz, ganz viele Lehrer aufzählen, aber das machen wir lieber nicht …“
2. Botschaft von Coverstar Linda Nobat gegen Rassismus: Die Erinnerungskultur fehlt
Auf unsere Frage im Titel-Interview, ob sich in letzter Zeit, zum Beispiel durch die Black-Lives-Matter-Bewegung, etwas verändert hat, antwortete die 27-Jährige mit klaren Worten: „Nein. Das habe ich auch daran erkannt, dass mein Neffe, der jetzt acht Jahre alt ist, genau dasselbe durchleben muss, was ich vor 25 Jahren erlebt habe. Und mir ist schon jetzt bewusst, dass Kinder, die noch nicht mal in Planung sind, genau dasselbe Schicksal erleiden werden. Es hat sich nichts verändert. Das merkt man auch an dem Erfolg der AfD und daran, wie viele Leute in den sozialen Medien sagen, was sie wirklich denken ...“
Ändern muss sich ihrer nach vor allem eines: „Die Bildung. Das ist der Grundstein. Was die NS-Zeit betrifft, ist die Erinnerungskultur sehr stark. Das ist richtig und wichtig, aber es werden andere Dinge, zum Beispiel die Genozide in Afrika, unzureichend behandelt. Sodass die Leute gar keine Ahnung haben, weshalb ich mich hier aufrege oder weshalb ich das sage.“
3. Botschaft von Coverstar Linda Nobat gegen Rassismus: Schönheit ist unabhängig von der Hautfarbe
Nicht nur war es nach eigener Aussage immer einer ihrer Träume, auf dem Playboy-Cover zu sehen zu sein. Auch möchte sie mit ihren Fotos ein Zeichen setzen: „dafür, dass Schönheit unabhängig ist von der Hautfarbe. Meine Fotos können eine Möglichkeit sein, Diversität sichtbarer zu machen, die Vielfalt weiblicher Schönheit. Vielleicht ist das ein Thema, das den einen oder anderen schmunzeln lässt – aber das Problem, nicht dem allgemeinen Schönheitsideal zu entsprechen, ist etwas, das mich und auch viele andere Schwarze Frauen schon ein ganzes Leben lang begleitet.“
Schon in der Schule hätte es angefangen – da habe sie am meisten gemerkt, dass man anders ist als die anderen. „Durch die Kinder, die einen aufgrund der Hautfarbe gehänselt haben“, sagt sie. “Und auch durch die Lehrer leider. Mir ist erst viel später bewusst geworden, dass auch sie aufgrund meiner Hautfarbe Unterschiede gemacht und andere bevorzugt haben. Ich musste mich oft durchkämpfen, immer doppelt so gut sein wie jemand, der heller ist als ich. Der Glaube an sich selbst wird einem von Anfang an entrissen. Man bekommt immer wieder zu spüren, dass man nicht wie ein Mensch behandelt wird.“
Diese Erfahrungen formten auch ihre selbstbewusste und dominante Persönlichkeit, die sie auch selbst so wahrnimmt: „Das hat mit meiner Vorgeschichte zu tun, die ich mit jeder dunkelhäutigen Frau in Deutschland teile. Meine Eltern haben mir schon von Haus aus klargemacht, dass wir nicht dieselben Chancen haben und stark sein müssen.“