Mi., 24.03.2021
Kommentar

Auf den Hund gekommen

Im Lockdown leerten einsame Leute die Tierheime und holten sich Gesellschaft ins Haus: den besten FREUND DES MENSCHEN – oder vielleicht doch nicht jedes Menschen? Zwei Redakteure streiten sich...

Autor: Harald Martenstein / Foto: A. Ebrahimi

Hunde brauchen kein Katzenklo, das steht schon mal fest. Der Hund geht Gassi. Für sein Herrchen ist diese Angewohnheit, das Laufen, zwangsläufig gesund. Fragt ruhig den Arzt! Mein Hund frisst seit zehn Jahren fast alles, was bei Tische übrig bleibt, zermanschte Nudeln, Karotten, alten Käse. Insofern steht mein Hund im Dienste der Müllvermeidung, er ist öko. Mit einem Hund kannst du Rad fahren, Schwimmen, Ball spielen oder in Urlaub fahren, mein Hund war mit uns sogar in den USA. Ein Hund schreckt Einbrecher ab. Dieses Tier macht sich nützlich. Und: Es macht kein schlechtes Gewissen! Du beraubst den Hund nicht seiner Freiheit oder seines Biotops. Er will bei Menschen leben, seit Jahrtausenden sind wir seine natürliche Umgebung, seine Vorfahren haben sich uns ausgesucht. Behandle ihn gut, und er baut eine Beziehung auf. Er mag dich genau so, wie du halt bist (zumindest sieht es danach aus). Er passt sich deinen Gewohnheiten an,Sport, Fernsehen, Faulenzen, alles macht er gern mit. Wenn er darf, geht er sogar mit ins Büro. Als einziges Haustier ist der Hund wirklich ein Partner, und zwar einer, der erfreulich wenig Stress macht.

Nicht jedem Menschen genügt diese eine Beziehung. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Hundehalter beim Gassigehen mühelos eigene Artgenossen kennenlernen, auch weibliche. Gespräche über den Hund stellen einen niederschwelligen Einstieg in Beziehungen jeglicher Art dar. Diese entstehen auf ungezwungene Weise, weil so ein Hund öfter mal Pause macht, um das Bein zu heben. Ich habe es nicht ausprobiert, aber wer einen Hund hat, braucht vermutlich weder Tinder noch Parship. Ein Hund, den ich nicht mag, ist der sogenannte innere Schweinehund, den ich vor dem Gassigang bei Regen überwinden muss.

Playboy-Textchef Philipp Wolff sieht das gänzlich anders. Seinen Gegenkommentar lesen Sie hier.