Di., 16.06.2020
Berater

Die Corona-Warn-App

Seit heute kann die Corona-Warn-App der Bundesregierung aufs Smartphone geladen werden. Wir klären über die häufigsten Fragen und Missverständnisse auf und zeigen, wie die App funktioniert.

Lange wurde darüber gesprochen, nun ist sie endlich da: Die Corona-Warn-App. Die einen hoffen auf einen weiteren Schritt zurück in die Normalität, andere fürchten um ihren Datenschutz. Wir widmen uns den häufigsten Fragen.

Wie funktioniert die App?

Die App kann sich jeder kostenlos und freiwillig auf sein Smartphone (Android oder iOS) herunterladen. Wenn Sie die App installiert und aktiviert haben, müssen Sie nichts weiter tun. Die Bluetooth-Funktion muss auf dem Smartphone aktiviert sein.

Begegnen sich zwei Menschen, die die App auf ihrem Handy installiert haben, tauschen die beiden Geräte über Bluetooth anonymisierte Zufallcodes aus. Diese messen, wie lange und mit welchem Abstand ein Kontakt stattgefunden hat. Diese Codes werden 14 Tage lang gespeichert und dann automatisch gelöscht.

Erfährt ein Nutzer der App, positiv auf Corona getestet worden zu sein, kann er dies freiwillig in der App angeben. Daraufhin werden alle anonymisierten Kontakte der vergangenen 14 Tage benachrichtigt, an welchem Tag der Kontakt stattgefunden hat. Die genaue Uhrzeit wird dabei jedoch nicht angegeben. Außerdem wird dem Nutzer eine Handlungsempfehlung und eine Risikoeinschätzung angezeigt.

In folgendem Video der Bundesregierung wird die Funktionsweise erklärt:

Welche Daten müssen preisgegeben werden und wo werden diese gespeichert?

Für die Nutzung ist keine Anmeldung per Mail oder Handynummer notwendig, wie das etwa bei Facebook, WhatsApp oder ähnlichen Diensten notwendig ist. Jeder Nutzer hat eine zufällig generierte Identifikationsnummer, die sich in regelmäßigen Abständen ändert. Einmal pro Tag kontaktiert die App einen zentralen Server, um die Identifikationsnummern abzugleichen, deren Nutzer sich als infiziert gemeldet haben. Die Standortdaten werden nicht abgefragt oder gespeichert. Die gesammelten Daten werden auf dem Smartphone gespeichert.

Kontrolliert die App, ob ich Kontaktverbote einhalte?

Nein, das wäre zum einen nicht so einfach gesetzlich zulässig und auch technisch nur mit sehr viel Aufwand umsetzbar. Eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung gegenüber der App ist wichtig für die Wirksamkeit. Die Bundesregierung setzt deshalb auf größtmögliche Transparenz.

Welchen Nutzen hat die App?

Die App kann dabei helfen, Infektionsketten zu dokumentieren und das Virus zu kontrollieren, bis ein Impfstoff gefunden wird. Ähnlich wie in Restaurants oder Biergärten Kontaktdaten hinterlassen werden, um Infektionsketten nachvollziehen zu können, speichert die App anonyme Kontakte.

Was soll ich tun, wenn ich positiv getestet wurde?

Wenn Sie positiv auf Corona getestet wurden, können Sie das Ergebnis freiwillig und anonym in der App angeben. Dazu verpflichtetet sind Sie nicht. Um sich in der App als infiziert zu melden, bekomme Sie einen QR-Code auf dem Dokument Ihres Testergebnisses oder eine TAN, die Sie über eine Telefonhotline erhalten.

Kann man sich in der App „aus Spaß“ als infiziert melden?

Nein, das ist nicht möglich. Um in der App anzugeben, positiv getestet worden zu sein, muss ein QR-Code oder eine TAN von einem Testlabor oder einer Telefonhotline angefragt werden.

Wie viel Speicher braucht die App?

Die App ist mit unter 20 MB verhältnismäßig platzsparend. Zum Vergleich: WhatsApp ist knapp 80 MB groß, Facebook fast 250 MB.

Wie viel Strom braucht die Nutzung?

Um die App zu nutzen, muss Bluetooth aktiviert sein. Viele Nutzer haben die Funktion ohnehin immer aktiviert. Von einem drastisch höheren Stromverbrauch ist nicht auszugehen. Da die App neu ist, werden in Zukunft noch Optimierungen an dem Programm vorgenommen. Das könnte auch die Optimierung des Stromverbrauchs betreffen.

Belastet die Nutzung der App mein Datenvolumen?

Nein, zwar kommuniziert die App einmal pro Tag mit einem Server, doch dafür wird das Datenvolumen nicht belastet. Darauf haben sich alle Mobilfunkbetreiber geeinigt.

Was, wenn ich mehrere Smartphones nutze?

Prinzipiell sollte die App auf dem Gerät genutzt werden, das man am häufigsten bei sich trägt. Die App kann aber auch auf mehreren Smartphones installiert werden. Ein Nutzerprofil kann allerdings nicht auf mehreren Geräten genutzt werden.

Woher weiß man, dass die App nicht doch heimlich mehr Daten abfragt?

Der gesamte Programmiercode der App ist offen zugänglich und kann so von unabhängigen Experten aus den Bereichen Datenschutz und IT überprüft werden. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) hat die Entwicklung der App begleitet und wird auch in Zukunft darauf achten, dass die Richtlinien der Privatsphäre eingehalten werden.

Welche Bedenken gibt es?

In der Opposition des Bundestags wurden kritische Stimmen laut, etwa vom Grünenfraktions-Vize Konstantin von Notz. Zwar sehe die Partei die App als "wichtigen Baustein" im Kampf gegen Corona, fordert aber ein begleitendes Gesetz. Andernfalls könnte die Nutzung der App als Druckmittel missbraucht werden. So könnten beispielsweise Betreiber von Kinos oder Fitnessstudios Menschen, die die App nicht installiert haben, den Zugang verweigern.

Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) äußerte sich zu den Bedenken wie folgt: "Ich kann die Inhaber von Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln nur dringend warnen: Versucht es erst gar nicht!"

Sollte ich mir die App auf mein Handy laden?

Die Benutzung ist freiwillig und kostenlos. Wer die App auf seinem Smartphone installiert hat, kann sie jederzeit wieder löschen. Auch wenn die App alleine kein Allheilmittel gegen Corona ist, könnte sie den Schritt in die Normalität unterstützen und es sprechen viele Faktoren für die Nutzung.

Funktioniert die App auf jedem Gerät?

Ältere Smartphones unterstützen die technisch notwendige Schnittstelle nicht. Die App läuft auf iOS-Geräten ab dem iPhone 6s unter iOS 13.5, bei Android--Smartphones ab Android 6.

Wie kann ich die App installieren?

 

Titelbild: Playboy Deutschland