Do., 12.03.2020
Berater

Oben ohne?

Die wohl größte Sorge eines jeden Mannes: schütter werdendes Haar. Aber die Angst vor einer Glatze muss nicht sein, denn es gibt Mittel und Tricks wie der Haarausfall gestoppt werden kann. Playboy hat mit Dermatologe und Haarspezialist Dr. Christian Merkel vom Haarzentrum an der Oper in München gesprochen – seine Antworten und was wirklich hilft, verraten wir hier....

Playboy: Herr Merkel, wie schnell wachsen Haare überhaupt?

Christian Merkel: Gesunde Haare wachsen ungefähr einen Zentimeter im Monat – das macht circa 12 Zentimeter im Jahr. Sobald aber eine bestimmte Art von Haarausfall wie zum Beispiel der genetisch bedingte Haarausfall vorliegt, kann die Wachstumsphase aber auch entsprechend verlangsamt sein.

Warum fallen Haare aus?

Der Verlust von 50 bis zu 100 Haaren am Tag gilt noch als normal. Erst wenn es deutlich mehr werden sollte, muss man sich Gedanken machen. Grundsätzlich unterliegen Haare aber einem Wachstums-Zyklus, der sich in drei Phasen unterteilen lässt. Die anagene Phase dauert in der Regel mehrere Jahre und das Haar wächst in 28 Tagen circa einen Zentimeter. In der katagenen Phase – einem Übergangsstadium, das rund zwei bis drei Wochen dauert, befinden sich rund drei Prozent des gesamtes Haars. Die telogene Phase wird auch als Ruhestadium bezeichnet und sorgt dafür, dass die Haare wieder ausfallen. Diese Phase dauert etwa zwei bis drei Monate an. Neben genetisch bedingtem Haarausfall können aber auch grundsätzlich Stress, die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Unterversorgung mit Nährstoffen für die drohende Glatze verantwortlich sein.

Dermatologe und Haarspezialist Dr. Christian Merkel von Haarzentrum.de
Dermatologe und Haarspezialist Dr. Christian Merkel von Haarzentrum.de

Erkennen Sie mit bloßem Auge, ob Haarausfall vorliegt?

Als Haarspezialist erkennt man in den meisten Fällen sofort, wenn es sich um das Vorliegen eines Haarausfalls handelt. In der Regel kann man auch die Ursache erkennen. Um dem Haarausfall näher auf den Grund zu gehen wird dann häufig auf die Durchführung eines Tricho-Scans, einer computergestützten Analyse bei der die Haarwurzeln analysiert werden, gesetzt. Um die richtige Therapie zu starten ist es ratsam vom Fachmann eine genaue Diagnose stellen zu lassen und zwar so schnell wie möglich. Denn zum Beispiel erblich bedingten Haarausfall kann man stoppen – verlorene Haare aber nicht wieder zurück bringen.

Kann das Wachstum mit der Einnahme von einem Präparat oder durch das Auftragen von einem Serum beschleunigt werden?

Es gibt zwei Produkte, die man selbst zuhause anwenden kann und die wissenschaftlich fundiert sind. Die medizinische Tinktur Minoxidil, ist ein rezept- und hormonfreies Mittel, das zwei Mal am Tag auf die Kopfhaut aufgetragen und einmassiert wird und so das Wachstum der Haarzellen fördert. Die zweite Alternative: Das verschreibungspflichtige Finasterid, das lediglich für Männer zugelassen ist. Das Präparat zum Einnehmen besteht aus einer Tablette und einem Testosteron-Rezeptorblocker. Das Medikament verhindert die Umwandlung von Testosteron in das „haarschädigende“ Sexualhormon DHT. Das Ergebnis: Das Testosteron verursacht keinen Haarausfall mehr. Jedoch ist das Produkt etwas mit Nebenwirkungen behaftet, da es die Lust auf Sex reduzieren kann.

Gibt es einen Unterschied in der Wirkweise ob das Produkt oral eingenommen oder direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird?

Ja, beide Produkte haben ein vollkommen unterschiedliches Wirkprinzip und dementsprechend ist auch die Wirkrate unterschiedlich. Es ist aber erwiesen, dass die Produkte funktionieren, sowohl in meiner klinischen Erfahrung als auch wissenschaftlich. Welches jedoch besser ist, lässt sich nicht sagen, da es individuell unterschiedlich wirkt.

Welche Wirkstoffe fördern wirklich das Wachstum?

Neben Finasterid und Minoxidil gibt es einige Polypeptide, die eingebaut sein können in eine Mesotherapie, die das Haarwachstum fördern können. Ich empfehle meinen Patienten auch Nahrungsergänzungsmittel zur Haarwachstumsförderung, die Biotin und Zink, sowie einige weitere Peptide enthalten, die das Haarwachstum fördern können. Wichtig ist nur die Einnahme zusätzlicher Nährstoffe ebenfalls mit einem Dermatologen abzusprechen, da sich auch eine Überdosierung von Mineralstoffen negativ auf das Haarwachstum auswirken kann.

Es gibt auch verschiedene Arten von Haarausfall – wirkt jeder Wirkstoff bei jedem Problem? Oder muss auf etwas Bestimmtes geachtet werden?

Anlagebedingter Haarausfall, der sich in Form von Geheimratsecken, lichter werdendem Haar am Hinterkopf zeigt oder kreisrunder Haarausfall, der mit münzgroßen kahlen Flecken beginnt – nicht bei jedem Problem wirkt jeder Wirkstoff. Die meisten Wirkstoffe wirken bei der androgenetischen Alopecia, dem Haarausfall des Mannes – der aber auch am meisten vorkommt. Bei endokrinologischen Problemen, Haut- oder Autoimmunkrankheiten, die an der Kopfhaut Haarausfall verursachen wirken diese Wirkstoffe nicht und sollten auch nicht verschrieben werden. Je früher der Haarausfall von einem Arzt erkannt und behandelt wird, umso größer ist die Chance einer erfolgreichen Behandlung.

Regen die enthaltenden Wirkstoffe auch das Bartwachstum an?

Minoxidil hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Gesichtsbehaarung. Aber auch Präparate mit Biotin, Selen und Zink können bei Wunsch eines volleren Bartes eingesetzt werden, da auch Barthaare diese Stoffe für das Wachstum benötigen. Das Finasterid, also das Medikament zum Einnehmen hat keinerlei Auswirkungen auf das Bertwachstum. Denn das wirkt wirklich nur auf die hormonabhängigen Haarwurzeln und die befinden sich nur am Oberkopf.

Ist es normal, dass nach 4 Wochen noch keine Veränderung zu sehen ist? Und wie lange dauert es bis sich die ersten sichtbaren Erfolge einstellen?

Wenn die Haare in die telogene Phase fallen dauert es rund zwei bis drei Monate bis diese ausfallen und dann nochmal ein bis zwei Monate bis ein erneutes Haarwachstum stattfindet. Das bedeutet: Therapieerfolge stellen sich frühestens nach drei Monaten ein, egal welche Therapie man macht.

Was sind die Vor- und Nachteile von Haarwuchsmitteln?

Die Vorteile: Natürlich das Haarwachstum selbst. Gleichzeitig hilft es aber auch Menschen mit wenig Haaren, da es als Prävention eingesetzt werden kann. Kurzum: Es profitieren auch Menschen mit dünnen Haaren von der Einnahme und es verhindert, dass man eine Haartransplantation in Erwägung ziehen muss. Mit solchen Mitteln fängt man also am besten an bevor es zu spät ist. Der Nachteil: Minoxidil kann zu einer trockenen Kopfhaut führen, da das Medikament, das man aufträgt auf Alkoholbasis ist und somit die Haut austrocknen kann. Finasterid kann zu Erektionsstörungen und depressiven Episoden führen.

Was hat die Ernährung mit dem Wachstum der Haare zu tun? Und worauf sollte geachtet werden?

Auch hier gilt: Eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung ist wichtig für ein gesundes Haarwachstum! Da die Haare zum Großteil aus dem Protein Keratin bestehen, ist eine eisenreiche und proteinreiche Ernährung notwendig, um Haarausfall vorzubeugen. Auf dem Speiseplan sollten also mageres Fleisch, Fisch mit einem hohen Fettgehalt (Lachs, Makrele etc.), Linsen, Käse aber auch Nüsse, Banane, Avocado, Zitronen, Brokkoli und Spinat stehen.

Produkt-Empfehlungen aus der Redaktion:

Zum Auftragen auf die Kopfhaut: „Haarschaum für Männer“ mit Minoxidil. Von Regaine, 3er-Set, ca. 79 €

Speziell für Männer: Bei erblich bedingtem Haarausfall „Minoxidil BIO-H-TIN” 3 x 60 ml, ca. 50 €

Zum Einmassieren: „Full Hair Haarwachstumsserum“ mit Biotin und Zink. Von Dr. Massing ca. 100 €

Superfood-Gummibärchen: „Men’s Hair Vitamins“ mit Biotin, Folsäure und Vitamin C. Von Ivybears, ca. 15 €

Zum Einnehmen: „Haar Kapseln“ stärkt die Haarwurzeln mit Kupfer und L-Cystein von innen. Von Merz Spezial, 60 Stück ca. 28 €