Fr., 02.08.2019
Sport

„Junge Spieler werden zu sehr gepampert“

Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic hält Nachwuchsfußballer heute für zu verwöhnt. Lesen Sie das ganze Interview in der neuen Ausgabe des Playboy!

Fotos: Frank Schemmann

„Ich glaube schon, dass sie zu sehr gepampert werden. Einem 16-Jährigen, der bei uns in die Akademie kommt, wird alles hinterhergetragen. Da sage ich, sorry, man sollte schon noch wissen, wie man Straßenbahn fährt oder dass man auf einen Brief eine Marke kleben muss“, sagte der 47-jährige frühere Nationalspieler im Playboy-Interview.

Dieses von ihm beschriebene Problem spiegelt aus Bobics Sicht eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung wider: „Wo sind die Anführer und die Typen? Entwickeln wir die überhaupt? Wir geben den Kindern doch alles genau vor, bereiten ihnen alles mundgerecht zu. Warum wird ein Kind zur Schule gefahren, wenn die nur zwei Kilometer entfernt liegt? Ich musste früher 30 Minuten zur Schule gehen. War kein Problem.“

Um die Jugend gebracht

Zugleich empfindet der Eintracht-Manager nach eigenen Worten ein gewisses Mitleid mit derzeitigen Jung-Profis im Fußball. „Ich beneide sie nicht darum, heute, zu Zeiten des Smartphones, Profis zu sein. Die gab es zu meiner Zeit ja Gott sei Dank nicht.“ Fußballstars würden heute um einen Teil ihrer Jugend gebracht, so Bobic im Playboy. „Um etwas, das jeder andere mit 20, 25, 30 auch tut: einfach mal über die Stränge schlagen.“

Credit: Playboy Deutschland

Mit Sorge beobachtet der Eintracht-Vorstand zudem, dass die Bundesliga aufgrund der Dominanz weniger Vereine Gefahr laufe, langweilig zu werden. „Solange sich die Strukturen und die Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren, in der Bundesliga nicht ändern, werden die Machtverhältnisse bleiben, wie sie sind“, kritisierte Bobic in dem Interview und sprach sich für die Abschaffung der 50+1-Regel aus.

Gegen die 50+1-Regel

Seiner Meinung nach würden „zu viele Ängste geschürt“ in Bezug auf ein mögliches Fallen dieser Regel. „Es würde doch nicht automatisch heißen, dass der böse Tycoon aus dem fernen Ausland kommt und alles an sich reißt. Wir sind gefragt, kluge Lösungen zu finden.“ Sollte „50+1“ fallen, „könnte das in puncto Chancengleichheit für einige Vereine riesige Vorteile bringen“, so Bobic im Playboy.

Bobics Eintracht startet mit einem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am 18. August in die neue Bundesliga-Saison.

Die September-Ausgabe des Playboy erscheint am 8. August 2019.

Titelbild: Playboy Deutschland