Testfahrt im Ferrari 286 GTB
„Princess Charming“ Hanna Sökeland ist unser neuer Coverstar
Playboy 2022/09
Magazin

Inhalt

AKTION

Leser-Los: Volker Wendt holt beim „Playmate des Jahres“-Wahlgewinnspiel den Hauptpreis

Gentlemen’s Weekend: So war unser Action- und Genuss-Wochenende in Leogang im Salzburger Land

Jubiläumsparty: Mehr als 300 Freunde feierten mit uns in München den 50. Playboy-Geburtstag

UPDATE

First Lady: Rap-Star Megan Thee Stallion

Ein guter Monat für: Sport- und Foto-Connaisseurs

12 Fragen an ... Ozzy Osbourne

Stil: Ketten und Armbänder für Surfer-Typen 

Timmerberg-Kolumne: Der Zeitgeist und ich 

Reise: „Paradiso“ – das neue Kino-Hotel in Paris

Männerbar: Der vielfältige Sauvignon Blanc

Männerküche: Ceviche für europäische Gaumen

Motor: Der neue Toyota GR Supra im Test 2

Playboy-Umfrage des Monats: Sollte Verhütung mehr Männersache sein?

Pro & Contra: Wollen wir wieder die Wehrpflicht?

INTERVIEW

Eberhofer-Gang: Die Hauptdarsteller des Bayern-Krimis – Sebastian Bezzel, Lisa Maria Potthoff und Simon Schwarz – über den Kino-Erfolg der Serie und ihr Verhältnis zu Alpenromantik

REPORTAGE

Der letzte Dunlop: Sein Bruder, sein Vater, sein Onkel starben als Motorrad-Racer. Doch Michael Dunlop jagt weiter Titel bei irren Straßenrennen in seiner irischen Heimat. Warum, zur Hölle?

MOTOR & TECHNIK

Ferrari 296 GTB: Verdient der erste Sechszylinder aus Maranello den großen Markennamen? Auf Landstraßen und Rennstrecken suchten wir die Antwort

Mein Schlitten: Matthias Wulf und sein Porsche SC 3.0 Targa

TITELSTRECKE

In der lesbischen Dating-Show „Princess Charming“ kämpfen Frauen um ihr Herz. Uns brachte die Halbbrasilianerin Hanna Sökeland um den Verstand

STREITSCHRIFT

Lob der neuen Familie: Ob Patchwork oder Regenbogen – es gibt viel mehr als das klassische Vater-Mutter-Kind-Schema. Und das ist gut so

EROTIK

Playmate: Unsere Miss September, Dominique Lobito, fühlt sich vor der Kamera richtig stark

Blende Sechs: Die erotischen Fotos der Künstlerin Daniela Möllenhoff strahlen vor Selbstbewusstsein

LUST & LEBENSART

Talk about Sex: Ein Expertengespräch über intime Wünsche, heteroflexible Männer und das neue weibliche Porno-Publikum

Tagebuch einer Verführerin: Sophie Andresky über Sex auf Drogen und andere Dummheiten

STIL

Mode: Lässiges für Herbst und Winter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Pflege: Eine kleine Rasierpinsel-Kunde

KULTUR

Cro: Der Musiker mit der Pandamaske über ständiges Verliebtsein und sein neues Album

Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats

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Di., 30.08.2022
Motor & Mobility

Sechs sells

Der erste Straßensportler in der Geschichte Maranellos mit einem V6-Motor – und dann auch noch ein Hybrid. Verdient ein solches Fahrzeug überhaupt den Namen Ferrari? Um das herauszufinden, haben wir den 296 GTB durchs spanische Hinterland gejagt. 

Erinnern Sie sich noch, wie es war, als Porsche 1997 beim ikonischen 911er den Sechszylinder-Boxermotor aus Umweltgründen von Luft- auf Wasserkühlung umstellen musste? Es gab Zeter-und-Mordio-Geschrei vonseiten der konservativen Puristen, die damals den unrühmlichen Niedergang des geschändeten Denkmals kommen sahen. Doch weit gefehlt: Die inzwischen achte Generation des 911 erfreut sich bester Gesundheit, auch wenn bereits orakelt wird, dass die neunte Generation womöglich mit einem Hybrid­motor an den Start gehen könnte.

Ein Paradigmenwechsel, den man in Italien bereits vollzogen hat: Ebenfalls aus Umweltgründen launcht Ferrari nach dem SF90 Stradale nun einen weiteren Hybrid-Sportwagen, den 296 GTB. Und zwar zum ersten Mal in der Historie der Straßenwagen mit einem Sechszylinder. „Halt“, wird der vermeintliche Kenner der Szene rufen, „es gab schon mal einen, und zwar ab 1967 bis 1974 im Ferrari Dino!“ Das müssen wir korrigieren: Der Dino-V6 als quer eingebauter Mittelmotor stammte zwar von Ferrari, aber er durfte nie so genannt werden. Damals hielt Ferrari einen Zweiliter-V6 für die eigene Klientel für sozial unverträglich – aber das Geschäft wollte man sich auch nicht entgehen lassen. Somit trug der Dino ein Dino-Emblem an der Nase und nicht das springende Pferd von Ferrari. Und er bekam gerade Fahrgestellnummern, um ihn von der Hauptmarke zu unterscheiden. Sogar in der offiziellen Broschüre des Dino lässt sich nachlesen: „Klein, brillant, sicher … fast ein Ferrari.“

Ist der 296 GTB kein Ferrari? Wer mit der Zeit geht, kann darüber nur lächeln

Lange ist’s her. Damit dieses Mal der Sechszylinder auch genügend Power hat, um sich den Namen Ferrari zu verdienen, spendierte man dem 663 PS starken Benziner eine ordentliche Stromspritze, sodass die Kombination aus Elektro- und Verbrennermotor mit insgesamt 830 aufsteigenden Pferdchen Druck auf die Hinterachse macht. Richtig gehört: Der neue Ferrari besitzt einen reinen Heckantrieb. Und jetzt Hand aufs Herz: Ist der 296 GTB kein Ferrari? Wer mit der Zeit geht, kann darüber nur lächeln.

Schon der Modellname ist Ferrari pur. 29 steht für den Hubraum von 2993 Kubik, die 6 für die Anzahl der Töpfe, der Rest für Gran Turismo Berlinetta. Der Motor wiegt 30 Kilo weniger als der bisherige V8 und liefert eine Leistung pro Liter von 221 PS – ein neuer Rekord für die spezifische Leistung eines Serienfahrzeugs. Der E-Motor bringt zusätzliche 122 kW (167 PS) und stammt direkt aus der Formel 1. Hinzu kommt eine 7,45-kWh-Hochspannungsbatterie. Der E-Mo­tor lädt die Batterie auf, startet den Verbrenner und versorgt ihn mit zusätzlichen Pferdchen und maximal 315 Nm Drehmoment. Im Hybrid-Modus unterstützt der Verbrenner den E-Motor, wenn mehr Leistung benötigt wird. Zwischen den beiden hintereinander gekoppelten Motoren befindet sich eine sehr schmale Kupplung, um sie im rein elektrischen Fahrmodus zu entkoppeln. Rein elektrisch ist das Spitzentempo auf 135 km/h begrenzt.

Digital und modern: Der Innenraum des Ferrari 196 GTB
Obwohl sich der neue V6-Hybrid im Innenraum sehr digital und modern gibt, wirkt der 296 GTB nach außen doch wie ein klassischer Ferrari
Credit: Lorenzo Marcinno

Technisch ist der Antrieb also top – und auch optisch ist der V6 eine Augenweide. Wie das ganze Auto: Design-Chef Flavio Manzoni hat es geschafft, trotz der vielen Aerodynamik-Maßnahmen einen wunderschönen Body über all die Technik zu stülpen. Ferrari nennt es eine „monolithische, skulpturale Struktur“. Es gibt muskulöse hintere Kotflügel, eine Windschutzscheibe im Visierstil (wie bei den zehn Exemplaren des J50 und dem Einzelstück P80/C), und hinten befindet sich eine neue vertikale Heckscheibe (bestimmte Formen erinnern voller Absicht an den 250 LM von 1963). Ein zweiteiliges zentrales Auspuffrohr im oberen Teil des Hecks rundet den stilvollen Gesamteindruck ab. Innen hat Ferrari die vollständig digitale Benutzeroberfläche des SF90 Stradale übernommen und angepasst. Ist der GTB im Schlafmodus, ist das gesamte Armaturenbrett schwarz. Nach Druck auf den Startknopf, der sich am Lenkrad befindet – wie übrigens die meisten Bedienelemente –, erwachen alle Komponenten zum Leben. Der Beifahrer hat serienmäßig ein Display zum Spielen (oder wahlweise zum Überwachen des Fahrers) vor sich. Der Navi-Bildschirm ist klein, im Screen kann man ihn verschieben.

Schon beim Warmlaufen klingt der Ferrari 296 GTB nach Kraft 

Wir testen den 296 GTB zunächst auf öffentlichen Straßen rund um Sevilla. Das Gaspedal spricht bei allen Drehzahlen sofort an. Der Leistungsmanagement-Wahlschalter – eigentlich eine schwarze kleine Fläche links auf dem Lenkrad, in der nur etwas aufleuchtet, wenn man es berührt – bestimmt die Energieversorgung des Antriebsstrangs. „eDrive“ ist reiner Elektroantrieb, bei „Hybrid“ (Standardmodus beim Start) arbeiten beide Motoren je nach Bedarf, „Performance“ ist die ideale Einstellung für druckvolles Fahren mit jederzeit geladener Batterie, und „Qualify“ ist für die maximale Leistung ohne Beachtung der Batterieaufladung. Den rein elektrischen Antrieb, der über 25 Kilometer funktionieren soll, schalten wir aus Pflichtbewusstsein ein paar hundert Meter lang an. Danach überlassen wir ihn armen Ferraristi, die ihn aufgrund missgünstiger Nachbarschaft morgens beim Verlassen der Eigenheimsiedlung und abends beim Zurückkommen nutzen müssen. Aber für uns darf ein Ferrari ruhig brüllen und muss nicht surren.

Charakteristisch für die Marke aus Maranello: Auch der Ferrari 296 GTB kommt mit vielen Carbon-Elementen und dominanten Kotflügeln hinten
Italian Design: Vor allem die vielen Carbon-Elemente sowie die dominanten Kotflügel hinten lassen erkennen, dass es sich beim Ferrari 296 GTB um ein Fahrzeug aus Maranello handelt
Credit: Lorenzo Marcinno

Schon beim Warmlaufen klingt der 296 GTB nach Kraft – natürlich nicht so schrill und spitz wie ein Zwölfzylinder. Auch wenn Ferrari das intern anders sieht: Dort nennt man das erste Mitglied der neuen F163-Motorenfamilie gerne „piccolo V12“ („kleiner V12“). Laut Ferrari wird der Sound von den Turbos und den hochfrequenten Tönen eines V12 gemeinsam geschaffen. Bei niedrigen Drehzahlen sollen die reinen Obertöne eines V12 zu hören sein, bei höheren Drehzahlen die typischen hochfrequenten Höhen. Wie dem auch sei: Die Potenz findet akustisch durchaus den Weg ins Hirn, was den Drang zum Einsteigen und Platznehmen auf den neuen Sitzen deutlich erhöht.

Wie sich der 296 GTB über die Landstraßen scheuchen lässt, ist eines Ferrari absolut würdig

Wie sich der 296 GTB über Spaniens Landstraßen scheuchen lässt, ist beeindruckend – und eines Ferrari absolut würdig. Die mit Schaltwippen bedienbare 8-Gang-Doppelkupplung arbeitet wahnsinnig schnell, ohne Zugkraftunterbrechung werden die gewünschten Gänge eingelegt. Und schnell vertrauen wir den vielen elektronischen Helfern, aber die Aufmerksamkeit darf nie nachlassen. Schließlich ist der Wagen trocken nur 1470 Kilo schwer, woraus mit Betriebsstoffen, vollem 65-Liter-Tank und Fahrer wohl leicht mehr als 1,6 Tonnen werden können. Man spürt die Massen in Aktion kaum – nur beim Verzögern. Was auch an der Aerodynamik liegt: Beim 296 GTB wird zum ersten Mal bei Ferrari ein aktives Bauteil für die Erzeugung von zusätzlichem Anpressdruck eingesetzt. Der bewegliche Spoiler steckt im hinteren Stoßfänger und sorgt für 100 Kilo Zusatz-Downforce bei 250 km/h. Dadurch sollen Handling und Bremsleistung optimiert werden.

Bis zu 135 km/h kann sich der Ferrari 296 GTB rein elektrisch bewegen
Rasend schön: Bis zu 135 km/h kann sich der Ferrari 296 GTB rein elektrisch bewegen – doch mehr Spaß macht es, wenn beide Motoren mit einer vereinten Kraft von 740 Nm Drehmoment auf die Hinterachse drücken
Credit: Lorenzo Marcinno

Zum Abschluss fahren wir den Italiener noch kurz für ein paar Runden über die Rennstrecke Monteblanco bei Sevilla. Logisch: Zur Piste passt nur der Modus „Qualify“, mit dem Manettino spielen wir vor und nach Kurven ein bisschen herum, um das Heck in diversen Ausprägungen schwänzeln lassen zu können. Dazu stehen uns „Wet“, „Sport“, „Race“, „CT off“ (Traktionskontrolle aus) und als wildeste Spielart „ESC off“ (Stabilitätskontrolle aus) zur Verfügung. Allerdings fahren wir die ersten Kurven noch respektvoll zurückhaltend, erreichen jedoch auf der fast einen Kilometer langen Start- und Zielgeraden schon gut 290 km/h. Würden wir Wagen und Bremszone besser kennen, wären wohl auch 300 km/h möglich.

Letztendlich bleibt festzuhalten: Trotz oder vielleicht sogar wegen des V6-Hybridmotors steigen wir mit großem Grinsen auf dem Gesicht aus. Auch wenn wir vorher unsere Zweifel hatten, die Italiener hatten recht: Sechs sells – auch ein Ferrari mit nur sechs Zylindern kann ein richtiger Ferrari sein und wird sich bestimmt sehr gut verkaufen. Einziger Haken: Man muss mindestens 266.701 Euro dafür nach Maranello überweisen.

FERRARI 296 GTB

Geschwindigkeit: 330 km/h
Gesamtleistung: 830 PS
0–100 km/h: 2,9 Sekunden
Drehmoment: 740 Nm
Hubraum: 2992 ccm
Gewicht (trocken): 1470 kg
Preis: 266.701 Euro

Der Autor testete den Wagen auf Einladung des Herstellers.

Titelbild: Lorenzo Marcinno