Kann man noch guten Gewissens Tesla fahren?

Würden Sie sich heute noch einen Tesla kaufen? Oder auf Ihr Elektro-Auto einen Sticker wie diesen kleben?
Credit: Shutterstock
Würden Sie sich heute noch einen Tesla kaufen? Oder auf Ihr Elektro-Auto einen Sticker wie diesen kleben?
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Seit Tech-Gigant Elon Musk als „MAGA“-Mann in den US-Regierungsbehörden wütet, taugen auch seine Autos nicht mehr als cooles Statement – oder etwa doch? Nicht jeder unserer Redakteure würde sich hinter ein Tesla-Lenkrad setzen.

Von: David Goller
14.05.25
Alle Artikel
Von: Michael Brunnbauer
14.05.25
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David Goller, Playboy-Redakteur und Tesla-Fahrer, findet: Wir müssen uns eingestehen, dass Unternehmertum kein Moralwettbewerb ist

Ich bin Spott über mein Auto gewohnt. Erst kam Kritik von rechts, heute von links. Eben noch grünes Vorzeige­auto, jetzt Nazi-Karre. Aber kein Grund für mich, mein Auto zu bekleben (s. Foto). Und bevor wir uns im Empörungsstrudel verlieren, muss ich mal fragen: Sind chinesische Produkte moralisch besser? Von dort importieren wir jährlich Waren im Wert von bis zu 180 Milliarden Euro. Und ist mit Blick auf die Klimakrise nicht jeder einzelne neue Verbrenner mehr Aufregung wert? E-Autos sind schließlich ein wichtiger Faktor, um der Lage Herr zu werden. Wo stünde die E-Mobilität heute ohne Musk und sein Vorpreschen? Wer sich moralisch überlegen fühlt, darf gerne kurz googeln, was deutsche Konzerne so zwischen 1933 und 1945 getrieben haben.

Wir müssen uns eingestehen, dass Unternehmertum kein Moralwettbewerb ist. Und Musk nicht der einzige Firmenchef mit fragwürdigen Ideen: Telekom-CEO Höttges forderte kürzlich, wir sollten es den Amerikanern gleichtun, und wünschte sich ein „Department of Government Efficiency für Europa“. Haben Sie Ihren Vertrag schon gekündigt? Oder boykottieren Sie dm-Märkte, nachdem deren Chef Christoph Werner forderte, Arbeitnehmer sollten am ersten Krankheitstag auf Lohn verzichten? Auch Steve Jobs, seliggesprochener Apple-Guru, soll kein Heiliger gewesen sein. Aber ich denke bei meinem iPhone nicht an ihn. 

Und wenn ich in mein Model Y steige, freue ich mich über zeitloses Design, 500 PS und technische Spielereien. Es ist dabei preiswerter als viele Konkurrenten, wurde in Deutschland gebaut und bietet jede Menge Stauraum. Nur für einen ist kein Platz – weder im Auto noch in meinem Kopf: den Politiker Elon Musk.

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Michael Brunnbauer, Playboy-Motorchef und Porsche-Fahrer, findet: Elon Musk sorgt dafür, dass sich Tesla-Fahrer schämen

Ich sage es mal ganz offen: Selbst wenn Tesla Porsches Nordschleifen-Rekord von 5:19 Minuten einstellen sollte (was niemals passieren wird), würde ich allein aus Designgründen immer ein Fahrzeug aus Zuffenhausen vorziehen. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Dennoch muss ich zugeben, dass auch ich in den ersten Jahren Tesla gefeiert habe. Die Marke hat gezeigt, dass Elektromobilität funktionieren kann, und einen kompletten Umschwung der Branche eingeleitet. Nur hat Tesla seinen technologische Vorsprung mittlerweile komplett verspielt. Das letzte neue Fahrzeug in Europa (Model Y) kam vor vier Jahren auf die Straße. Eine 800-Volt-Ladetechnik oder die versprochenen hocheffizienten Batterien sucht man darin vergeblich. Und der Cybertruck, der in den meisten Ländern nicht einmal zugelassen ist, entpuppte sich selbst im Kernmarkt USA als Flop. Deutsche und chinesische Hersteller haben Tesla inzwischen von links und rechts überholt.

Apropos rechts überholen: Dann ist da natürlich noch Elon Musk. Früher das Aushängeschild der Marke, sorgt er jetzt dafür, dass Tesla-Fahrer, die einst mit stolzgeschwellter Brust die umweltbewussten Gutmenschen gaben, sich dafür schämen, mit ihrem Geld einen rechtsradikalen Tech-Oligarchen zu unterstützen.

Man könnte jetzt einwenden, dass Ferdinand Porsche ebenfalls ein Nazi war. Zu Recht, er war NSDAP-Mitglied und verbrachte deshalb 22 Monate im Gefängnis. Aber er hat sich nach dem Krieg öffentlich von jedem rechtsradikalen Gedankengut distanziert. Was man von Musk mit seinen Hitlergruß-ähnlichen Gesten und der offenen Unterstützung der AfD nicht gerade behaupten kann.

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