Tagebuch einer Verführerin: Nur die Lust zählt!


Männer sind wunderbar. Sex ist wunderbar, wenn es um Lust oder um Liebe und im besten Fall um beides geht. Aus anderen Gründen herumzuvögeln, finde ich befremdlich. Selbstbestätigung zum Beispiel. Gibt es einem wirklich ein besseres Selbstwertgefühl, wenn man den hundertsten Körper im Bett hat, der einem nichts bedeutet, nur um sich selbst und vielleicht anderen zu beweisen, dass man es draufhat?
Auch mit jemandem zu schlafen, weil man etwas von ihm will, sei es ein Job, Geschenke oder nur Aufmerksamkeit, ist doch armselig. Und Sex, weil man meint, es müsste sein, weil es alle machen oder – noch schlimmer – weil man dazu gedrängt wird, geht einfach gar nicht. Bei mir ist es oft die Sehnsucht nach Haut, die mich auf die Jagd treibt. Es gibt einfach nichts Vergleichbares: warme weiche Haut, die sich aneinanderreibt, miteinander schwitzig wird, die duftet und mir jede Pore meines Körpers bewusst macht.
Ich bin definitiv keine Fetischmaus, vögeln in Latexsuits bringt mir überhaupt nichts. Kein Hautkontakt, kein Halleluja. Und ich oute mich hiermit als orgasmusfixiert. Nicht, dass ich kuscheln nicht schön fände, ich liebe Streicheleinheiten, die über den Tag verteilt sind, der sanfte Griff um die Taille im Fahrstuhl, eine schöne Fußmassage auf der Couch oder ein liebevolles Massieren am Schreibtisch, das sind die Highlights des Tages.
Es hält die Liebe frisch, die Intimität präsent, macht mir gute Laune und zeigt mir immer wieder, dass mein Partner meine Nähe sucht. Wer sein Haustier lieber streichelt als seine Partnerin, sollte darüber nachdenken, eines von beiden an einer Raststätte auszusetzen – und ganz bestimmt nicht den Hund!
Aber wenn es sexuell wird, wenn man sich nackt auszieht und sich eindeutig erotisch anfasst, dann möchte ich auch gern ein Happy End. Damit bin ich offenbar in der Minderheit, denn eine repräsentative Studie des Portals ElitePartner hat ergeben, dass für 68 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer nicht das große O, sondern „emotionales Erleben“ im Vordergrund steht.
So ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Emotionales erlebe ich beim Kuscheln, in langen Gesprächen, bei gemeinsamen Unternehmungen. Wenn er die Katze und mich zum Tierarzt begleitet, wenn wir uns über ein blödes Wortspiel schlapplachen oder wenn wir die gleichen Leute doof finden, das ist für mich emotional.
Brustwarzen zwirbeln, Klitoris lecken, Penis massieren oder in den Po beißen ist für mich weniger emotional, sondern entweder heiß oder eben langweilig. Komme ich auf meine Kosten, bin ich befriedigt und endorphingeflutet. Übergeht er mich, sorgt das für Frustration. Bei einem One-Night-Stand haben für mich Gefühle sowieso nichts verloren. In einer Beziehung erlebe ich Emotionen eher nach dem Sex.
“Richtig guter Sex ist für mich wie ein Zurücksetzen auf Werkseinstellung
Richtig guter Sex ist für mich wie ein Zurücksetzen auf Werkseinstellung. Kleinere Ärgernisse verschwinden, alles ist bunter und intensiver, ich verliebe mich wieder ein bisschen neu in den Menschen an meiner Seite. Guter Sex kann das. Und der beinhaltet für mich eben auch einen Höhepunkt. Vielleicht habe ich Glück, dass das bei mir kein Hexenwerk ist bzw. dass es meinen Partnern wichtig ist, ob ich abhebe oder nicht.
Auf Sex mit einem uninteressierten Partner habe ich keine Lust, da topfe ich lieber Kakteen um oder drehe die Gewürzdosen in der Küche mit dem Etikett nach vorn. Wenn dann Alpenkräutersalz neben Anis steht, erlebe ich wenigstens dort Gefühle der Freude.