Woher weiß ich, dass es mit meiner Beziehung vorbei ist?

Schluss machen oder bleiben? Eine Paartherapeutin gibt Entscheidungshilfen
Credit: Imago
Schluss machen oder bleiben? Eine Paartherapeutin gibt Entscheidungshilfen
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Liebe ich meine Partnerin noch? Wäre ich alleine oder mit jemand anderem glücklicher? Zweifel sind in einer Beziehung durchaus normal. Doch wann merkt man eigentlich, ob eine Trennung sinnvoll ist? Eine Paartherapeutin erklärt, wann man besser einen Schlussstrich ziehen sollte.

Von: David Holzner
26.05.25
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Die Liebe kommt, die Liebe geht. Und wenn die große Verliebtheit verschwunden ist, holt einen der Alltag ein. Es gibt häufiger Streit. Die ersten Zweifel kommen auf: Ist diese Beziehung noch die richtige für mich? Passen wir wirklich zusammen? Will ich mit meinem Partner alt werden? Oder wäre es für beide Parteien besser, man trennt sich? Stehen solche Zweifel erst im Raum, ist es schwierig sie zu ignorieren.

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Eine Entscheidung zu treffen, fällt aber noch schwerer. Viele Menschen fürchten sich – sie zweifeln daran, ob sie wieder jemanden finden werden, und klammern sich an die schönen Erinnerungen. Doch woran erkennt man eigentlich, dass es in der Beziehung ernsthafte Probleme gibt? Und welche Schritte kann man dann unternehmen? 

Wir haben Andrea Bräu gefragt. Die Paartherapeutin betreibt eine Praxis in München, schreibt neben Büchern und Kolumnen den Blog „beziehungsvoll.de“ und bespricht in ihrem Podcast „Die Paarflüsterei“ mit Kollegen die unterschiedlichsten Aspekte der Paarbeziehung. 

Schluss machen oder bleiben: Wenn Konflikte nicht mehr gelöst werden

Für die Expertin sind kleinere Alltagsstreits noch lange kein Grund für eine Trennung. Eher ist das Gegenteil der Fall, meint Bräu: „Wenn Konflikte nicht mehr gelöst werden, sondern zur Seite geschoben werden, um Streit-Eskalationen zu vermeiden, ist das ein Zeichen für ernsthafte Schwierigkeiten in einer Beziehung.“ Fehlende Wertschätzung und Achtung des Partners seien ebenso Warnsignale wie wenig Interesse und Neugier auf den anderen. „Kurzum: Wenn unterm Strich mehr schlecht als gut ist“, sagt Bräu.

Wenn tiefgreifende Probleme in der Beziehung sichtbar werden, neigen manche Menschen dazu, direkt die Trennung in Betracht zu ziehen. Für Bräu ist dieses Verhalten nachvollziehbar und menschlich. Aber: „Wenn man beginnt, ständig alles infrage zu stellen, wird es schwierig. In solchen Fällen lohnt es sich, genauer hinzusehen: Liegt diese Unsicherheit in der Persönlichkeit des Menschen begründet – oder deutet sie tatsächlich auf Probleme in der Beziehung hin?“

Schluss machen oder bleiben: „Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite“

Auch gedankliche Abschweifungen hin zu einer möglichen Affäre seien laut der Expertin ein vergleichbares Muster: „Viele Menschen denken, dass das Gras auf der anderen Seite grüner ist. Sie sehnen sich nach Partnern, die unerreichbar scheinen – während sie jene, die verfügbar wären, oft übersehen oder gar ablehnen.“ Die Paartherapeutin empfiehlt sich die Frage zu stellen: „Was genau suche ich in den vorgestellten Beziehungen mit anderen?“

Kommt es tatsächlich zu einem Seitensprung, bedeutet das nicht zwangsläufig das Ende der Beziehung, meint Bräu:„Manchmal braucht eine Partnerschaft tatsächlich einen so krassen und schmerzhaften Wakeup-Call. Die Beziehung könnte danach sogar besser werden, wenn das Paar bereit ist, genauer hinzuschauen, was dazu geführt hat.“

Schluss machen oder bleiben: „Warum wollen Sie eigentlich noch zusammenbleiben?“

In solchen Fällen – und allgemein bei Beziehungskrisen – ist es nur begrenzt sinnvoll, sich Rat bei Freunden oder der Familie zu holen. Es kann zwar funktionieren, wenn die Ratgeber emotional nicht zu stark involviert sind. Doch wenn eine langjährige Kindheitsfreundin Ratschläge zu einer Beziehung geben soll, in der man erst seit einem Jahr mit einem Partner zusammen ist, wird es schwierig. Eine wirklich neutrale Haltung einzunehmen – auch eine der Grundvoraussetzungen für eine Therapeutin – sei in diesem Fall kaum möglich, meint Bräu.

Wie ist es aber nun, wenn sich beide Partner ständig die Schuld zuweisen, ohne Eigenreflexion und dem Wissen, dass alles immer auch mit einem selbst zu tun hat? Zur Trennung rät Bräu ihren Paaren eigentlich nie. Sie selbst sieht sich eher als Begleiterin und nicht als jemand, der Entscheidungen vorgibt. „Aber wenn in den Sitzungen nur noch gestritten wird und es ausschließlich um Schuldzuweisungen und Vorwürfe geht, dann unterbreche ich manchmal und frage: ‚Darf ich fragen, warum Sie eigentlich noch zusammenbleiben wollen?‘“

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