Tagebuch einer Verführerin: Geteilte Mühe – doppelte Lust
Männer sind wunderbar. Männer, die eingestehen können, von etwas keine Ahnung zu haben oder etwas nicht zu können, sind wunderbar – vorausgesetzt, es ist keine vorgeschobene Ausrede, um etwas nicht erledigen zu müssen.
„Weaponized incompetence“ heißt das dann und ist ziemlich nervig. Entweder funktioniert diese Masche über Lob: „Schatz, du kannst den Geschirrspüler einfach viel besser einräumen!“ Oder über endloses Nachfragen: „Und die Handtücher, sind die 30 oder 60 Grad? Und muss ich die nach Farbe sortieren?“ Oder über das Zurückgeben der Aufgabe: „Klar geh ich einkaufen. Mach mir einen Zettel. Leg mir die Taschen ins Auto.“ Bei so was habe ich das Gefühl, ich stehe nicht vor einem Partner, sondern vor einem Vierjährigen. Und sich wie die Mutti des Mannes zu fühlen, ist total unsexy!
Der Fairness halber muss ich zugeben, dass ich diese Strategie selbst manchmal anwende, wenn ich mich um etwas nicht kümmern will. Dann behaupte ich, ich könne keine Glühbirne wechseln, oder der Koffer sei zu schwer, um ihn in den Zug zu wuchten. Solange sich das gegenseitige Pöstchenzuschieben die Waage hält, ist das auch völlig okay.
Beim Sex allerdings oder wenn es um die Liebe im Allgemeinen geht, nervt es mich maßlos, wenn Männer sich auf den angeblichen Kernkompetenzen von uns Mädels ausruhen. Romantik, Fürsorge, gute Stimmung – das hat nichts damit zu tun, ob man einen Uterus besitzt, das könnt ihr Jungs auch! Ich habe oft das Gefühl, der Mann stellt die Hardware bereit, also sich selbst, und alles Weitere übernehmen die Frauen. Männer lassen lieben und empfinden das als die natürliche Ordnung der Welt. Ist es nicht. (Wie haltet ihr es? Seid ihr passive Liebhaber, oder engagiert ihr euch? Bitte verändert mein Weltbild unter sophie@andresky.com.)
“Es nervt mich maßlos, wenn Männer sich auf den angeblichen Kernkompetenzen von uns ausruhen
Wenn ich ein Date habe und auch nur entfernt die Möglichkeit besteht, dass wir miteinander im Bett landen, sauge ich vorher durchs Schlafzimmer, sehe zu, dass Kondome, Gleitgel und vielleicht Spielzeug bereitliegen. Ich beziehe das Bett neu und kaufe Getränke und Snacks. Ich enthaare mir die Muschi, rasiere Beine und Achseln, peele meine Haut auf Pfirsichhaptik und vermeide müffelnde Lebensmittel.
Viele Männer haben mit alldem nichts zu tun. Ich hatte schon Dates, die auf dem Weg zu meiner Wohnung einen Döner mit extra Knofi bestellten, oder Dates mit Löchern in den Socken, aus denen ork-artige Fußkrallen hervorlugten. Ich habe Männerschlafzimmer mit Minions-Bettwäsche gesehen, Pizzakartons neben dem Bett, aus denen sich bald neues Leben erhob. Männer, die Ewigkeiten über Sport monologisierten und dann plötzlich fragten, ob wir Sex haben wollen. Männer, die mich den halben Abend ignoriert haben und trotzdem Sex vorschlugen. Ich muss wohl nicht sagen, dass keines dieser Dates es zwischen meine Beine geschafft hat.
Aber auch in Beziehungen kann es nicht sein, dass alles, was das gemeinsame Leben schön macht, mein Job ist. Ich verlange nicht, dass ein Mann Petit fours backt oder sein Schlafzimmer nach Feng Shui dekoriert. Er sollte sich einfach ein bisschen Mühe geben, mitdenken, sich zuständig fühlen. Natürlich gibt es erfreuliche Beispiele. Der Mann, der dicke Socken kaufte, weil er gemerkt hatte, dass meine Füße immer kalt sind. Der, der Massageöl zu Hause hatte und es auch verwendete. Die Männer, die mich wie eine Königin behandelt haben: Solche bekommen nicht einfach eine Audienz, die kriegen den Schlüssel zum Palast.