„Lasst uns aufhören, Menschen für Dinge zu kritisieren, die sie nicht ändern können“


Liebe Frau Stern, herzlichen Glückwunsch zu diesen atem-beraubenden Aufnahmen. Wie war das Shooting für Sie?
Vielen Dank! Es war wahnsinnig spannend und ein krasses Abenteuer, auf das ich richtig Lust hatte. Für mich war das Shooting nicht nur eine Reise nach Südafrika, sondern auch zu mir selbst im Sinne von: Was traue ich mir zu? Und was traue ich mir nicht zu?
Wie meinen Sie das?
Wenn ich ehrlich bin, stand der Playboy nie auf meiner Bucketlist. Hättet ihr mich nicht am Telefon gefragt, hätte ich mich umgedreht und geguckt, wer hinter mir steht und wen ihr wirklich meint. Ich meine, ich bin 1,60 Meter groß, hab eine kleine Körbchengröße und dafür einen großen Hintern (lacht). Aber das Ganze hat ja immer viel mit Selbst- und Fremdwahrnehmung zu tun, und da habe ich dann auch noch mal reflektiert, dass ich mich mittlerweile total wohl in meinem Körper fühle. Dadurch, dass ich von klein auf Sport gemacht habe, war ich immer muskulös und habe mich in meinen Zwanzigern definitiv nicht als sexy wahrgenommen.
Wieso das?
In der Schauspielschule bekamen wir von der Direktorin immer Kritik zu den Stücken, die wir gespielt haben. In „Die drei Schwestern“ von Tschechow habe ich in meiner Rolle eine quergestreifte Leggings mit Stulpen drüber getragen, und sie hat die Kritik begonnen mit dem Satz: „Isabell, mein Schatz, wer hat dich denn mit deinem Brauereirosshintern in dieses unvorteilhafte Kostüm gesteckt?“ Ich war sprachlos und konnte mit meinen süßen 20 Jahren gar nicht kontern.
Das darf nicht wahr sein.
Das hat so gesessen, dass mich das die ersten zehn Jahre meines Berufs begleitet hat und ich immer ein Thema mit meinem Po hatte. So sehr, dass es mich auch aus-gebremst hat, weil ich mir viele Dinge nicht zugetraut habe. Ich möchte mit diesen Playboy-Fotos also viel mehr eine Bitte als eine Botschaft verbreiten.
Unbedingt, wir sind ganz Ohr!
Ich fände es total schön, wenn wir aufhören, Menschen für Dinge zu kritisieren, die sie nicht oder nur mithilfe einer Operation ändern können. Ein Verhalten kann man kritisieren, wenn man danach gefragt wird, denn daran kann man arbeiten. Aber lasst uns aufhören, Menschen für ihre äußere Form zu beleidigen. Wie oft habe ich schon gehört, dass es mit meiner Karriere vermutlich schneller gegangen wäre, wenn ich mir die Brüste hätte machen lassen.

Neu
In der ARD-Erfolgsserie „Sturm der Liebe“ sucht die Schauspielerin Isabell Stern als Sommelière Katja Saalfeld einen Traummann – mit ihrem Auftritt vor unserer Kamera bringt die 46-Jährige alle Männer zum Träumen.
War das für Sie jemals eine Option?
Nein. Ich empfinde meinen gesunden Körper als Geschenk und würde ihn nicht den Schmerzen und Strapazen einer für mich nicht notwendigen Operation aussetzen. Aber bitte nicht falsch verstehen: Ich finde das völlig okay, wenn jemand mit seinem Körper nicht im Reinen ist und daran auch chirurgisch etwas ändern möchte. Wir sind alle freie Menschen mit freien Entscheidungen.
Welches Verhältnis haben Sie zur Nacktheit?
Ich bin generell sehr unaufgeregt mit Nacktheit aufgewachsen, bei uns zu Hause war das immer das Normalste der Welt. Ich habe also früh gelernt, dass ein nackter Körper kein Tabu ist und man sich für ihn nicht schämen muss.
Wie haben Sie es geschafft, da wieder hinzukommen und sich von der Kritik an Ihrem Körper freizumachen?
Da gab es keinen Moment oder so etwas, das ist eher im Laufe der Zeit mit zunehmender Lebenserfahrung und auch zunehmender Anzahl an Castings passiert. Irgendwann versteht man, dass viele Faktoren zusammenspielen müssen, ob man eine Rolle bekommt oder nicht, das hat selten etwas mit deiner eigenen Person zu tun. Irgendwann habe ich gesagt, es ist mir jetzt egal, das bin ich, entweder es passt, oder es passt nicht.
Seit gut zwei Jahren gehören Sie in Ihrer Rolle der Katja Saalfeld zum festen Cast der Erfolgsserie „Sturm der Liebe“. Was macht die Serie in Ihren Augen so erfolgreich?
Man kann jederzeit einsteigen, versteht die Story sofort, und viele können sich mit den Geschichten identifizieren. Schließlich sucht nicht nur im „Sturm der Liebe“ jeder nach Liebe und sehnt sich danach, geliebt zu werden.
Ihre Figur Katja arbeitet als Sommelière im berühmten „Fürstenhof“ und sucht in der Serie ebenfalls nach der großen Liebe. Wie viel haben Sie und Katja gemeinsam?
Auf jeden Fall das Interesse an Genuss (lacht). Durch sie habe ich mich tatsächlich ein bisschen mehr mit Wein beschäftigt. Ansonsten verbindet uns auf jeden Fall der Optimismus, wir glauben beide immer, dass die Dinge am Ende schon gut werden.
Würde sich Katja auch für den Playboy ausziehen?
Auf keinen Fall (lacht). Katja ist viel konservativer als ich. Wobei sie in Sachen Männer seit einiger Zeit etwas auftaut: Obwohl sie gerade eine Scheidung hinter sich hat und wieder in einer Beziehung war und eigentlich alles nur in geordneten Bahnen haben wollte, verliebt sie sich in den Sohn ihres Freundes. Diese Affäre wurde sehr sexy dargestellt, ich habe sehr viel in Slip und BH gedreht (lacht). Ich spiele sie jetzt seit zwei Jahren und kann sagen: Ihr Beuteschema ist breit gefächert, sowohl vom Alter als auch von der Optik ist alles dabei (lacht). Da haben wir nur gemeinsam, dass wir beide bei Männern durch Humor gecatcht werden.
Während Katja noch auf der Suche nach der großen Liebe ist, haben Sie Ihre bereits gefunden. Sie sind seit 14 Jahren mit dem Schauspieler Jonathan Beck liiert. Hat er Ihr Herz auch mit Humor gewonnen?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe Jonathan durch seine Schwester auf einem Branchentreffen kennengelernt, als ein Fotograf für eine Zeitung ein Bild von uns gemacht hat. Er war damals schon deutlich bekannter als ich, weshalb der Fotograf nur nach meinem Namen gefragt hat. Jonathan sagte daraufhin: „Das ist Isabell Stern, meine Verlobte. Wir sind seit zwei Jahren verlobt.“ Das war so frech, ich war total sprachlos. Aber dann habe ich wahnsinnig gelacht. Später haben wir uns viele Nachrichten geschrieben und uns sechs Wochen gedatet, ohne dass wir uns ein einziges Mal geküsst haben.
Ist Ihnen wichtig, sich vor Intimitäten erst kennenzulernen?
Ich mag es eher, wenn sich Spannung aufbaut, die sich dann wie ein Feuerwerk entlädt. Wenn man immer gleich alles zulässt, hat man nie die Chance, eine Sehnsucht aufzubauen, sowohl emotional als auch körperlich.
Er war 20, als Sie sich kennenlernten, Sie waren 32. War dieser Altersunterschied jemals ein Thema zwischen Ihnen?
Wir wussten das anfangs nicht, weil er mich jünger und ich ihn älter geschätzt habe. Wir dachten, drei bis vier Jahre auseinander zu sein (lacht). Aber deswegen sind wir vieles auch langsam angegangen, wir wussten nicht, ob das funktionieren kann.
Ihre Beziehung zeigt, dass es kann.
Ja, weil es auch zweitrangig ist. Natürlich gab es den Moment, in dem es darum ging, ob Jonathan noch eigene Kinder haben möchte, oder ob er happy damit ist, mein erstes Kind mit großzuziehen. Ansonsten war uns viel wichtiger, dass wir dem anderen Raum geben, sich entwickeln zu können, und dass sich nie einer gefangen fühlt. Vielleicht hatte ich wegen seines Alters hier auch noch mal ein größeres Bewusstsein dafür, aber uns beiden ist Freiheit sehr wichtig. Man kann einen Menschen nicht glücklich machen, wenn er es nicht selber kann, aber man kann dazu beitragen, dass sich der andere gut fühlt.
Was sagt Ihr Partner zu den Playboy-Bildern?
Er war genau wie ich überrascht. Aber er ist sehr gespannt auf die Ausgabe.
Nicht nur Ihr Partner, sondern auch sein Vater steht seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit. Was denken Sie, wie wird Rufus Beck auf die Fotos reagieren?
Ich glaube, dass Rufus die Bilder auch gut findet, er mag ästhetische Fotos, und ich würde sagen, ästhetisch sind sie.
Welche Reaktionen erwarten Sie sonst aus Ihrem Umfeld?
Ich glaube, meine Familie wird stolz sein, das hoffe ich zumindest. Wie gesagt, Nacktheit war bei uns immer etwas ganz Normales. Mein Papa war mit 40 sogar mal nackt in der „Cosmopolitan“, da musste ich ja irgendwann mal nachziehen (lacht).
Neben der Schauspielerei schreiben Sie auch Drehbücher. Können Sie sich vorstellen, sich hier ein zweites Standbein aufzubauen?
Definitiv. Auch als Familie gemeinsam ein Drehbuch zu realisieren und mit Jonathan zu drehen, steht ziemlich weit oben auf meiner Bucketlist. Zwei Stoffe sind schon in Arbeit, und zudem würde ich auch wahnsinnig gerne einen Roman schreiben.
Die neue September-Ausgabe mit Schauspielerin Isabell Stern ist ab sofort online bestellbar und am Kiosk erhältlich. Noch mehr Playboy-Bilder von Isabell Stern sehen Sie hier.