Weiß fast keiner: Diese 10 Mythen stimmen nicht
1. Mythos, der nicht stimmt: Multitasking spart Zeit
Erledigen wir mehrere anspruchsvolle Aufgaben parallel, kommt es uns so vor, als würden wir gleichzeitig an ihnen arbeiten. Dabei ist unser Gehirn dazu gar nicht in der Lage, es springt stattdessen blitzschnell zwischen ihnen hin und her. Zeit spart das nicht: Beim sogenannten Task-Switching arbeiten wir langsamer, da sich das Hirn immer wieder neu organisiert. Der Neurowissenschaftler Martin Korte hat es mal in einem ARD-Interview erklärt. Das Multitasken dauert dadurch fast doppelt so lang wie die Erledigung der einzelnen Aufgaben nacheinander.
2. Mythos, der nicht stimmt: Das Gedächtnis ist wie ein Speicher
Tatsächlich ähnelt unser Gedächtnis einer Festplatte – im Unterschied zu Computern kann es Gespeichertes aber nicht beliebig oft in Originalversion abspielen. Stattdessen verändern wir Erinnerungen mit jedem Mal, wenn wir sie im Langzeitgedächtnis abrufen: Statt sie einfach wiederzugeben, rekonstruiert unser Gehirn sie aktiv und bezieht dabei auch Emotionen der Gegenwart ein. So erinnern wir uns über die Zeit anders.
Dieser Mechanismus, bei dem Nervenzellen neu verbunden werden, macht Erinnerungen übrigens manipulierbar: In einer Studie redeten die Psychologen Julia Shaw und Stephen Porter der Hälfte ihrer Probanden ein, früher einmal an einem kriminellen Ereignis beteiligt gewesen zu sein. 70 Prozent von ihnen meinten nach drei Sitzungen, sich daran erinnern zu können.
3. Mythos, der nicht stimmt: Kälte macht krank
Dass der Körper schneller krank wird, wenn er friert, klingt plausibel. Ergebnisse verschiedener Studien, darunter eine britischer Forscher, die 2015 die Füße einer Gruppe ihrer Probanden in Eiswasser steckten und die der anderen nicht, legen das Gegenteil nahe: Beide Gruppen wurden etwa gleich oft krank. Das wird man durch Viren und Bakterien. Die allerdings haben im Winter leichteres Spiel: Weil wir uns häufiger drinnen aufhalten, ist die Ansteckungsgefahr höher, gleichzeitig sind unsere Schleimhäute durch die trockene Heizungsluft anfälliger.
4. Mythos, der nicht stimmt: Haare und Fingernägel wachsen nach dem Tod weiter
Lange wunderte man sich über die langen Fingernägel an Mumien. Waren die nach dem Ableben etwa weitergewachsen? Nein, denn: Fingernägel und auch Haare wachsen durch Zellteilung. Dieser Prozess erfordert ein funktionierendes Transportsystem aus Nährstoffen durch den Blutkreislauf, welcher mit dem Stillstand des Herzes zum Erliegen kommt. Infolge des Todes fällt das Fleisch in sich zusammen, und die Haut schrumpft durch Wasserverlust. Das lässt Haare und Fingernägel an Leichnamen oft länger aussehen.
5. Mythos, der nicht stimmt: Wikinger trugen Hörner
Das ikonische Bild des wilden Nordmanns mit Hörnerhelm hält sich hartnäckig – doch aus Sicht von Archäologen ist es reine Fantasie. Aus der Zeit zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert wurde kein einziger Wikingerhelm mit Hörnern gefunden. Der Ursprung des Mythos liegt in romantischen Darstellungen des 19. Jahrhunderts wie Wagners „Ring des Nibelungen“. Der Historiker und Wikinger-Experte Neil Price („Children of Ash and Elm“, Oxford University Press) bestätigt: Wikinger trugen funktionale Metallhelme, oft mit Nasenschutz – aber niemals Hörner. Die kamen allenfalls in rituellen Kontexten der Bronzezeit vor.
6. Mythos, der nicht stimmt: Alkohol tötet Gehirnzellen
Gehen wir davon aus, dass Sie aus Genuss hin und wieder zum Weinglas greifen, zu gelegentlichen Anlässen tiefer ins Glas schauen und Ihnen auch ein Bier zum Fußballgucken gut schmeckt: Sie werden Ihren Gehirnzellen lediglich das Leben erschweren, weil Sie mit den Drinks kurzzeitig die Kommunikation zwischen ihnen stören. Unumkehrbar wird’s nur, wenn Sie langfristig exzessiv trinken: Das kann zu Leberschäden und Vitamin- B-Mangel führen, was Nervenzellen absterben lässt.
7. Mythos, der nicht stimmt: Wer sich rasiert, wird haariger
Ein Klassiker der Volksweisheiten – und komplett falsch. Rasieren kappt nur den sichtbaren Teil des Haares, nicht aber die Wurzel. Da die Schnittkante stumpf ist, wirkt das nachwachsende Haar lediglich dichter und dunkler. Studien belegen: Weder Rasieren noch Epilieren verändert die Wachstumsrate oder die Haarstruktur. Verantwortlich für beides sind ausschließlich Hormone und Gene. Kurz gesagt: Die Rasur täuscht nur mehr Fülle vor – ein optischer Trick, kein biologischer Effekt.
8. Mythos, der nicht stimmt: Rotwein schmeckt bei Zimmertemperatur am besten
Was früher galt, gilt heute nur bedingt. „Zimmertemperatur“ meinte einst kühle Schlossräume mit etwa 16 bis 18 Grad Celsius – nicht 22 Grad in modernen Wohnungen. Bei zu hoher Temperatur verliert Rotwein Frische und Balance, Alkohol und Tannine dominieren. Sommeliers empfehlen: leichte Rotweine wie Pinot Noir oder Beaujolais bei 14 bis 16 Grad, kräftige wie Cabernet Sauvignon bei 16 bis 18 Grad servieren. Studien des Institute of Vine and Wine in Bordeaux zeigen, dass Temperatur die Aromawahrnehmung signifikant beeinflusst. Fazit: Etwas kühler ist besser.
9. Mythos, der nicht stimmt: Je länger der Penis, desto besser der Sex
Wissenschaftlich ist dieser Irrtum längst widerlegt: Studien – unter anderem der University of California – zeigten, dass sexuelle Zufriedenheit weit stärker von emotionaler Intimität, Kommunikation und Technik abhängt als von Zentimetern. Die Mehrheit der Frauen bevorzugt laut Umfragen eine durchschnittliche Länge zwischen 13 und 15 Zentimetern und findet eher den Penis-Umfang entscheidend. Tatsächlich entscheidend für guten Sex ist aber das Gehirn: Erregungsgrad, Selbstvertrauen und Erfahrung – unabhängig von der körperlichen Ausstattung.
10. Mythos, der nicht stimmt: Diamanten sind extrem rar
Ihr Ruf als seltene Kostbarkeit beruht mehr auf Marketing als auf geologischen Fakten. Diamanten kommen in der Erdkruste relativ häufig vor, wie Studien der Geological Society of America belegen. Der Mythos ihrer extremen Seltenheit wurde im 20. Jahrhundert von Diamantenhändlern geschickt kultiviert, um Preise zu kontrollieren. Durch künstliche Verknappung und emotionale Kampagnen („Ein Diamant ist für die Ewigkeit“) wurde aus einem Mineral ein Symbol ewiger Liebe. Heute zeigen Labordiamanten, dass der Wert weniger in der Seltenheit als im Mythos selbst liegt – brillant verkauft, clever vermarktet.