„Mein wahres Ich ist noch viel schlimmer“

Frau mit zweifarbigem Haar und Leopardenkleid steht auf Bühne, hebt beide Hände mit gespreizten Fingern an den Kopf; grünes Bühnenlicht im Hintergrund.
Für die Bühne geboren: Sängerin Luvcat liebt extravagante Auftritte und verführerische Outfit. Jetzt erscheint ihr erstes Album
Credit: PR
Frau mit zweifarbigem Haar und Leopardenkleid steht auf Bühne, hebt beide Hände mit gespreizten Fingern an den Kopf; grünes Bühnenlicht im Hintergrund.
Für die Bühne geboren: Sängerin Luvcat liebt extravagante Auftritte und verführerische Outfit. Jetzt erscheint ihr erstes Album
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Luvcat ist der glamouröse neue Shootingstar der britischen Musikszene. Nun erscheint ihr erstes Album „Vicious Delicious“ – und auch mit einer Tour startet die Sängerin in Deutschland durch. Im Interview verrät die 29-Jährige, was sie als Straßenmusikerin für ihre Karriere gelernt hat, was sie mit US-Superstar Sabrina Carpenter gemeinsam hat, was ihr Künstlername bedeutet  – und warum es kein Zufall ist, dass ihr Album an Halloween erscheint. 

David Goller
Von: David Goller
30.10.25
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Sophie, Sie haben vor Kurzem noch in Pubs und Bars gespielt. Jetzt stehen Sie auf großen Bühnen. Wie lebt sich der Rock-’n’-Roll- Lifestyle?

Es war der surrealste Sommer meines Lebens! Wir haben 34 Festivals in Großbritannien und Europa gespielt. Vor anderthalb Jahren sind wir noch in leeren Kneipen in Nordengland aufgetreten. Es war eine wilde Fahrt, eine Feuerprobe – aber wir hatten diesen Sommer großen Spaß!

Wie haben Sie das alles erlebt?

Es ist viel Learning by Doing. Wir haben immer noch ein sehr kleines Team, und es fühlt sich immer noch sehr punkig an, wie wir die Dinge angehen. Ich bin völlig vereinnahmt – jede einzelne Stunde ist gefüllt mit Musik, mit Shows und damit, Künstler zu sein. Davon habe ich seit meiner Kindheit geträumt. Ich glaube, auf diese Veränderung kann man sich nicht vorbereiten: plötzlich Fans zu haben! Wir haben gerade in Istanbul gespielt, da waren 500, 600 Fans, die Songs mitsangen, die noch nicht mal veröffentlicht waren.

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Hat Sie das auch persönlich verändert?

Ich habe das Gefühl, dass meine Stimme stärker geworden ist, dass ich selbstbewusster bin und auf der Bühne viel mehr Spaß habe.

Bleibt da noch Zeit für Familie und Freunde?

Ich fahre so oft wie möglich nach Liverpool zurück. Und manchmal fliegen meine Eltern zu Konzerten, besonders wenn die in Paris oder an anderen schönen Orten sind. Aber ja, es ist definitiv schwieriger. Ich war seit einem Jahr nicht mehr nachts in London zum Partymachen unterwegs.

Ihre gesamte Band besteht aus Männern. Ist das auf Dauer nicht anstrengend?

Ich liebe es! Es sind mit Team und Management neun Männer – und ich. Versteh mich nicht falsch: Ich liebe meine Mädels, und ich bin sicher, dass es mehr Frauen geben wird, wenn das Team wächst. Aber mit den vier Jungs in der Band fühle ich mich sicher, ich fühle mich sexy: Sie holen mich ab, sie tragen Anzüge, und ich bin he­rausgeputzt. Jede Nacht fühlt sich an wie eine Hochzeit. (Lacht)

Sie sind der Boss?

Immer!

In Deutschland denkt man bei Musik aus Liverpool sofort an die Beatles. Was macht die Szene dort besonders?

Liverpool ist klein, es fühlt sich wie ein Dorf an. Jeder Musiker kennt jeden. Man trifft sich in denselben Bars. Es ist sehr lustig, man unterstützt sich. Ich vermisse Liverpool sehr, jetzt, da ich in London lebe.

Wie war Ihre Kindheit in Liverpool?

Es war magisch. Ich bin eher ländlich aufgewachsen, in Cheshire – nahe den Orten, die Lewis Carroll zu „Alice im Wunderland“ inspirierten. Ich mochte alles, was ein bisschen düster und verdreht ist. Als Kind wollte ich Vampir werden! (Lacht)


 

Dann ist es kein Zufall, dass Ihr erstes Album an Halloween erscheint?

Nein, ich habe alle gezwungen, das so zu machen! Ich habe auch mal einen Song an einem Freitag, den 13., veröffentlicht, weil mir solche kleinen Details wichtig sind.

Sie haben auch mal beim Zirkus gearbeitet, richtig?

Ja, als Assistentin des Zauberers. Das war eine gute Vorbereitung auf meinen heutigen Job. Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben: Die Magie, die Show, der Zirkus – das ähnelt einer Tour-Band. Du reist mit einer kleinen Familie, die nicht deine Blutsverwandten sind, von Stadt zu Stadt und unterhältst Menschen.

Bis vor zwei Jahren haben Sie Musik unter Ihrem bürgerlichen Namen gemacht und dann die Figur Luvcat erschaffen. Wie unterscheidet sich Ihr Alter Ego von Sophie Morgan?

Mein wahres Ich ist wahrscheinlich noch viel schlimmer, und ich zügle mich nur ein bisschen für die Öffentlichkeit. (Lacht) Luvcat ist keine Figur. Es ist ein Name, den ich liebe, und er basiert auf dem Song „The Love Cats“ meiner Lieblingsband The Cure. Es fühlte sich passend und befreiend an, einen Namen zu haben, der nicht mein Geburtsname ist.

Luvcat ist keine Figur. Es ist ein Name, den ich liebe

Luvcat

Luvcat

Sie begannen als Straßenmusikerin. Was lernt man da?

Das hat meinen Charakter geformt. Ich habe es geliebt. Ich habe es romantisiert, weil ich Filme wie „Once“ gesehen habe und von Dublin träumte: davon, auf den Straßen Folksongs zu singen. In Wirklichkeit war es im Norden Englands so, dass man viele Beschimpfungen abbekam. Aber das hat mich stärker gemacht. Ich habe auch im Winter gespielt – meine Finger sind eingefroren, ich konnte kaum Gitarre spielen. Aber mein Vater hat immer gesagt: „Wenn du ein Instrument spielen kannst, wirst du nie Hunger leiden.“

Wer sind Ihre musikalischen Helden?

Als Kind war ich besessen von My Chemical Romance. Als Teenager, als ich die Tiefe des Songwritings entdeckt habe, war es Joni Mitchell. Heute sind es Nick Cave, Tom Waits und Leonard Cohen – drei Typen, die mich jeden Tag inspirieren.

Sie standen als Support für Sabrina Carpenter oder die Libertines auf der Bühne. Was haben Sie von diesen Stars gelernt?

Diese Menschen sind nach all den Jahren immer noch in die Musik verliebt, sie wirken nicht abgestumpft. Am letzten Abend der Tour haben sie mir Rosen geschenkt. Die Frontmänner Carl (Barât) und Peter (Doherty) standen an der Bühnenseite wie zwei Schuljungen, die nur meine Texte hören wollten. Das hat mich sehr inspiriert. Ich hoffe, dass ich in 20 Jahren immer noch dieses Feuer im Bauch habe.

Und US-Superstar Sabrina Carpenter?

Ich fand das sehr lustig, dass ich eingeladen wurde. Die Leute sagen immer, ich sei ihre „böse Schwester“. Wir haben beide blonde Haare, ich habe aber diese schwarze Strähne, und meine Songs sind definitiv viel düsterer, sie ist poppiger. Ich mag es aber, an der Grenze zwischen beiden Welten entlangzugehen.

Ich hoffe, dass ich in 20 Jahren immer noch dieses Feuer im Bauch habe


 

Luvcat

Luvcat

In einem Ihrer neuen Songs kommt die Zeile „I’m just a Victorian lost at the Playboy Mansion“ vor. Was hat es damit auf sich?

Als ich nach London zog, habe ich mit meiner besten Freundin aus Liverpool zusammengewohnt. Sie kam in mein Schlafzimmer und meinte: „Hier sieht es aus, als wäre eine viktorianische Lady in der Playboy-Mansion verloren gegangen.“ Ich hatte so ein altmodisches Bettgestell aus Eisen, das Zimmer war überall mit Spitze verziert, und an den Wänden Pamela Anderson und Pin-up-Girls, daneben Oscar Wilde und das Fahndungsfoto von Frank Sinatra. Diese Mischung entspricht in etwa meiner Persönlichkeit.

Als wir Sie für ein Interview anfragten, haben Sie noch extra Fotos für uns aufgenommen. Warum war Ihnen das so wichtig?

Ich war schon als Teenager besessen von Pin-ups. In der Schule, mit 15, habe ich sie im Kunstunterricht für meine Prüfungen gemalt. Meine Arbeiten wurden dann von den Schulwänden verbannt – sie durften nicht aufgehängt werden. Aber ich habe Pin-up immer geliebt, diese Frechheit, diese Verspieltheit. Und jetzt denke ich: Ich bin jung, ich liebe meinen Körper, ich bin gesund – warum nicht? Warum nicht ein bisschen Spaß haben?

Was mögen Sie an Playboy?

Den Glamour, das Mysterium ... Ich war davon immer fasziniert. Als ich im Mai das erste Mal in L. A. war, habe ich mit meinem Fotografen eine rote Corvette gemietet, und wir sind durch die Stadt gefahren bis zu den Toren der Playboy-Mansion. Wir haben einfach davorgesessen. Und ja – ich bin ein absoluter Hardcore-Fan von Pamela Anderson!

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